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Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz

100 Jahre Alpe Rauz 23 Kauf der Alpe Rauz chend die Fläche der Alpe Rauz von 583,9 ha übergaben und zusätzlich ihre im Eigenbesitz befindlichen Bergwiesen und Liegenschaften im Ausmass von 20,6 ha eingebracht haben. Die von der Gemeinde Gamprin im Jahre 1915 übernommene Alpe Rauz verfügte somit nach Abschluss der Verkaufsverträge über eine Gesamtfläche von 604,5 ha. Der Kaufpreis war aufgrund der Verkaufsverträge mit deren Unterzeichnung bar auszuzahlen und zu quittieren. Eine erste Auszahlung von 10 000 Kronen erfolgte bereits um die Jahreswende 1914/15 im Rahmen des Darlehens an Karl Schuler, weitere Abzahlungen wurden entsprechend den Aufzeichnungen in der Gemeinderechnung am 1. Februar 1915 mit 10 000 Kronen, am 4. November mit 11 000 Kronen und am 2. Dezember 1915 mit 29 000 Kronen getätigt. Damit war der im Vorvertrag vereinbarte Kaufschilling von insgesamt 60 000 Kronen an die Verkäufer der Alpe Rauz zur Gänze entrichtet. Die Gemeinde Gamprin musste nach Abschluss des Vorvertrags im Februar 1914 die Summe von 60 000 Kronen auftreiben. Mit einem Budget von etwa 25 000 Kronen und Gemeindekapitalien von 3 300 Kronen war dies kein leichtes Unterfangen. Um sich die Grössenordnung dieser Geldbeträge vorzustellen, kann man die Preise und Löhne von damals heranziehen. Ein Kilo Brot sowie ein Liter Milch oder Bier kosteten im Jahre 1914 etwa 30 Heller, für ein Kilo Fleisch bezahlte man etwa 2 Kronen, für ein Kilo Butter wurden auf der Alpe Rauz 2,60 Kronen verrechnet. In Österreich lag der Monatslohn eines Arbeiters bei 100 Kronen, Facharbeiter und Angestellte verdienten bis zu 150 Kronen. Der Kauf der Alpe Rauz wurde durch eine Spende des Fürsten Johann II. und durch die Aufnahme eines Darlehens bei der Liechtensteinischen Sparkasse finanziert. Auch wenn nicht mit Sicherheit nachweisbar ist, wann und aus welchem Grunde Fürst Johann II. sein Versprechen gab, wurden im Juli 1914 von der Fürstlichen Hofkanzlei in Wien an die Gemeinde Gamprin 10 000 Kronen überwiesen. Zur Finanzierung des Kaufs ersuchte der neu gewählte Vorsteher Felix Gubelmann den Landtag um einen angemessenen Beitrag an Landesmitteln. Er begründete das Ansuchen damit, dass ohne den Erwerb der Alpe Rauz das Vieh im Sommer 1914 zu Hause geblieben wäre mit der Folge, dass im Herbst mindestens die Hälfte des Viehbestandes mit grossem Verlust hätte abgesetzt werden müssen. Der Vorsteher wies in seinem Schreiben an den Landtag insbesondere auf die hohen Betriebskosten hin, die durch die weit entfernte Alpe Rauz entstanden. Am 5. November 1915 bewilligte der Landtag der Gemeinde Gamprin ein Darlehen von 50 000 Kronen. Wie aus der Gemeinderechnung des Jahres 1915 hervorgeht, sind die 50 000 Kronen der Liechtensteinischen Sparkasse auf der Passivseite aufgeführt. In der Rechnung 1916 hatten sich diese Schulden auf 45 080 Kronen und in der Rechnung des Jahres 1918 auf 32 792 Kronen reduziert. In der Gemeinderechnung des Jahres 1920 sind gegenüber der Sparkasse in Vaduz keine Schulden mehr aufgeführt, die Schulden aus dem Kauf der Alpe Rauz waren somit getilgt. Die Rückzahlung der Schulden gegenüber der Sparkasse des Fürstentums Liechtenstein wurde durch die einsetzende Geldentwertung im Ersten Weltkrieg begünstigt. Die Gemeinderechnung schloss im Jahre 1914 bei Empfängen von 24 879,35 Kronen und Ausgaben von 24 356,77 Kronen noch ausgeglichen ab. Im Jahre 1916 wies die laufende Rechnung der Gemeinde einen Überschuss von gut 8 800 Kronen aus, in den Jahren bis 1919 etwa 22 000 Kronen. Die Inflationsspirale wirkte sich stärker auf die Einnahmenseite der Gemeinderechnung aus und die so entstandenen Mehreinnahmen ermöglichten eine frühere Rückzahlung der Kapitalschulden. Im freien Zahlungsverkehr mit der Schweiz erhielt man Mitte des Jahres 1914 für 100 Kronen 104 Franken und Ende 1914 noch 91 Franken. Am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahre 1918 waren dies etwa noch 30 Franken. Bis Ende des Jahres 1919 ging der Tauschwert für 100 Kronen auf 3 Franken weiter stark zurück. Der Zerfall der Kronenwährung war durch die sich immer rascher drehende Inflationsspirale nicht mehr aufzuhalten. Schliesslich war die österreichische Krone Ende des Jahres 1922, als man für 100 Kronen weniger als 0,01 Rappen erhielt, faktisch wertlos und als Zahlungsmittel nicht mehr verwendbar. Finanziell gesehen war der Kauf der Alpe Rauz für die Gemeinde Gamprin aufgrund der Spende des Fürsten sowie der einsetzenden Inflation und der dadurch rasch möglichen Rückzahlung des Darlehens ein gutes Geschäft. Doch der Vorvertrag zum Kauf der Alpe Rauz im Frühjahr 1914 war sicher nicht aus spekulativen Absichten abgeschlossen worden. Niemand konnte den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit der folgenden Inflation voraussehen. Jenen, die ihr Geld am Beginn des Ersten Weltkriegs in Sachwerte und Liegenschaften anlegten, blieb das Vermögen erhalten. Jene, die österreichische Kronen aufbewahrten, in Sparbücher oder Kriegsanleihen anlegten, hatten nach dem Krieg ihr Finanzvermögen verloren.


Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz
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