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Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz

100 Jahre Alpe Rauz 32 100 Jahre Alpbewirtschaftung Damit ergab sich 50 Jahre nach dem Kauf der Alpe Rauz auch eine Zäsur in der Alp- und Landwirtschaft der Gemeinde Gamprin. Seit dem Jahre 1963 wird auf der Alpe Rauz keine Sennerei mehr betrieben und mit Ausnahme von Hirtenkühen die Alpe nur noch mit Jungvieh bestossen. Wie das Abstimmungsergebnis der überwiegend von Bauern besuchten Bürgerversammlung vermuten lässt, wurde damals die Verwertung der Milch im Talbetrieb für die Zukunft als vorteilhafter betrachtet. Alpung von Jungvieh seit 1963 Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und den aussichtsreicheren Beschäftigungen im Industrie- und im Bankensektor war auch ein grundlegender Strukturwandel in der Landwirtschaft verbunden. Die Viehhaltung wurde in zahlreichen Familienhaushalten aufgegeben. Nur noch wenige Bauernsöhne waren bereit, den angestammten Landwirtschaftsbetrieb weiterzuführen. So betrieben in den Fünfzigerjahren von den 87 Haushaltungen in Gamprin noch 66 eine Landwirtschaft. In den Siebzigerjahren wurden in Gamprin bei 167 Haushaltungen noch 29 Landwirtschaftsbetriebe gezählt. Die Führung und Bewirtschaftung der Alpe Rauz verblieb im enger werdenden Kreis der dafür zuständigen Alp- und Gemeindeorgane und der wenigen Landwirte. Die Bewirtschaftung und Bestossung der Alpe Rauz während der letzten 50 Jahre lässt sich in der Tabelle 4 verfolgen. Durch die Einstellung der Alpung von Kühen veränderten sich die Durchschnittswerte der Bestossung mit Jungvieh von der ersten zur zweiten Jahrhunderthälfte folgendermassen: bei trächtigen Rindern von 28 auf 47 Stück, bei leeren Rindern von 48 auf 65 Stück und bei den Kälbern von 15 auf 49 Stück. In den vergangenen Jahren ist insbesondere eine starke Zunahme der Bestossung mit Kälbern feststellbar. So wurde im Alpsommer 2010 ein absoluter Spitzenwert von 100 Kälbern erreicht. Bauern der Gemeinde Gamprin haben in den letzten Jahren ihre Kälber möglichst gehalten und nicht vorzeitig zum Schlachten verkauft, um eine ausreichende Bestossung der Alpe Rauz sicherzustellen. Durch die Umstellung der Alpwirtschaft auf Jungvieh änderten sich auf der Alpe Rauz auch die Besetzung des Alppersonals und die Beweidung der Alpwiesen. Nach der Einstellung der Kuhalpung wurde beim Alppersonal noch auf ansässige Hirten in der Heimat- und in den Nachbargemeinden zurückgegriffen, seit den Sechzigerjahren wurden Hirten aus dem benachbarten Vorarlberg eingestellt. Dadurch ging auch eine wichtige Bindung der heimischen Bevölkerung mit der Alpe Rauz verloren. Nach den aufgefundenen Unterlagen waren seit 1975 folgende Hirten auf der Alpe Rauz beschäftigt: Jahr Hirten Wohnort 1975-77 Roland Fitsch Montafon 1978-80 Klaus Brunner Klösterle 1981 Josef und Margaretha Gassner Nenzing 1982-83 Adolf Haselwanter Bürserberg 1984-92 Siegfried Wolf Klösterle 1993-94 Gottfried Konzett Frastanz 1995-97 Reinhard und Anita Künzler Koblach 1998-03 Josef und Jürgen Nigsch Lech seit 2004 Helmut und Michaela Kleber Dornbirn Hirtenfamilie Johannes, Helmut und Michaela Kleber, Alpe Rauz 2012 (Franz J. Heeb) Tabelle 4 1970 1980 1990 2000 2010 Trächtige Rinder 47 57 56 33 41 Leere Rinder 65 52 74 56 77 Kälber 32 5 41 67 100 Vieh gesamt 144 114 171 156 218


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