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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

war beeindruckt von der Alpe, vor allem als ich unser Vieh in diesem Berggebiet wieder antraf. Dann gingen wir zur Ulmer Hütte hinauf und von dort hinunter nach St. Christoph. Mit dem Postauto fuhren wir wieder zur Alpe Rauz zurück, wo wir noch beim Berggasthof Rauz der Familie Bilger einkehrten. Dann ging es zum Bahnhof Langen zurück, um die Heimreise zeitig zum Melken der Kühe anzutreten. Ich weiss noch, wie wir beim Alpauftrieb morgens um drei Uhr das Vieh zuerst zum Zollamt Schaanwald und dann nach Feldkirch zum Bahnhof brachten. Beim Zoll trieb man das Vieh zuerst auf eine Wiese mit einem hohen Zaun, damit der Grenztierarzt, nachdem er die Ohrenmarken abgelesen und vermerkt hatte, die Tiere auf ihre Gesundheit kontrollieren konnte. Von Schaanwald aus führte dann jeder Bauer sein Vieh zum Verladen nach Feldkirch. Ab den Sechzigerjahren brachten wir wegen des zunehmenden Verkehrs das Vieh zum Verladen direkt nach Nendeln an den Bahnhof. Mitte der Siebzigerjahre, als Franz Oehri Alpmeister war, haben wir dann begonnen, das Vieh mit Lastwagen auf die Alpe zu transportieren. Wir haben unser Vieh, darunter waren meistens zwei Kühe, all die Jahre auf der Alpe Rauz gesömmert. Anfangs gab es nicht genügend Platz für das Vieh auf der Alpe Rauz, weil zu viele Tiere angemeldet wurden. Auch die zusätzlichen Alprechte einzelner Bauern im Rellstal reichten nicht aus, sodass das restliche Vieh noch auf anderen Alpen in Vorarlberg untergebracht werden musste. Wir haben einzelne Tiere auch auf die Alpe Gamperdona in den Nenzinger Himmel gebracht. Josef Kind (1898) hat deshalb, wie Helmut Kind bestätigte, das Jungvieh auch auf der eigens gepachteten Götzner Alpe in Zug gesömmert.711 Wir haben auch jeden Sommer einen Tag auf die Alpe Rauz gearbeitet, wofür jeder Bauer von der Gemeinde einen Taglohn erhielt. Einmal musste ich für eine Woche das Vieh auf der Alpe Rauz hüten, weil der Hirt wegen eines Motorradunfalls ausgefallen war. Bis zur Auflösung der Kuhalpung und der Sennerei wurden die Kühe auf die Wiesen um die Alpgebäude sowie ins Valfagehr bis zur Rinderhütte (Hirtenhütte) getrieben. Ab dem Jahre 1963 grasten dann die trächtigen Rinder auf jenen Wiesen, wo ehemals die Kühe weideten und später brachte man das gesamte Vieh zusammen auf die Weide. Zuerst wurden die Wiesen bei den Alpgebäuden beweidet, dann die Schattenwand, anschliessend das Rauztobel und die Enge, ehe man im August das Vieh ins Valfagehr trieb. Im Herbst kehrten die Tiere vor der Abfahrt von der Ulmer Hütte auf die Weiden um die Alpgebäude zurück. Ich erinnere mich noch an die alte Sennhütte der Alpe Rauz, dort wo jetzt der neue Stall errichtet wird. Über ein paar Stiegentritte kam man durch die Haustür in einen grossen Raum, in dem sich in der Mitte die Sennerei mit der Kessi und ostseitig die Hirtenstube befanden. An der Westwand führte eine Stiege zum Schlaflager, das für etwa sechs Hirten über dem Wohnraum als offene Bühne unter dem Dach eingerichtet war. Unter der Sennerei befand sich auch noch ein Käsekeller. Durch die Mauer, die den Wohnraum und die Sennküche vom Stall der Sennhütte trennte, führten eine Türe und eine Treppe in den tiefer gelegenen Stall, der etwa zwölf Kühen Platz bot. In Erinnerung geblieben ist mir auch der Schuler Stall, in dem bei einem Wettersturz das Vieh untergebracht wurde und der immer wieder herzurichten war. 711 Zeitzeuge Helmut Kind am 5. Dezember 2013 131


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