Page 134

Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

zur Alpe Rauz hinauf getrieben. Damals waren noch viel mehr Bauern beim Auf- und Abtrieb des Viehs beteiligt. Karl-Heinz Oehri erinnert sich weiter: „Mein Vater Franz war ebenfalls schon als Bub mit dabei und er erzählte mir, wie sie damals noch in zwei Tagesmärschen mit einem Zwischenhalt in Bings das Vieh auf- und abgetrieben haben. Zu Fuss wurde nur das gesunde Vieh abgetrieben, das sogenannte krumme Vieh wurde schon damals mit der Eisenbahn von Langen nach Feldkirch transportiert. ‚So Bub, hol mir noch die Krummen!‘, habe ihm sein Vater Johann aufgetragen, wenn er das Vieh vom Bahnhof Feldkirch dann abholen musste. In den Siebzigerjahren setzte sich mein Vater als Alpmeister besonders für die Alpe Rauz ein. Ich kann mich erinnern, wie er bei Problemen ans Telefon gerufen wurde und spät am Abend noch auf die Alpe Rauz fahren musste. Schwierig war es vor allem mit dem als Wilderer bekannten Hirten Roland Fitsch, bei dem das Vieh auch von benachbarten Alpen abgeholt werden musste, weil der Hirt andernorts beschäftigt war. Um zur Ulmer Hütte und ins Valfagehr zu kommen, benutzten sie früher manchmal auch die Materialseilbahn. Einmal war auch Gebhard Hasler mit dabei, der sich ängstigte, in die Holzkiste einzusteigen. Nicht unberechtigt, denn zwei Tage darauf stürzte die Holzkiste bei einem Transport ab. Ich habe dann durch die Übernahme der Jagd in den Jahren 2005 bis 2009 die Alpe Rauz erst richtig kennen gelernt. Der Jagdaufseher Rudolf Mathies hat mich mit den Fluren und Grenzen des Jagdgebiets vertraut gemacht. Durch den Strassenverkehr, den Wintertourismus und die extremen Wetterbedingungen gibt es auf der Hochalpe nicht viel Wild zu erlegen. Die Jagd konzentrierte sich auf die schwer zugänglichen Schrofen des Valfagehrtals, wo sich vor allem das Stein- und Gamswild aufhält. Das Rehwild und vereinzelt auch Rotwild sind auf der Schattenseite und in der Engi anzutreffen, wo ich im Jahre 2007 einen Junghirsch erlegen konnte.“ Wie Karl-Heinz Oehri berichtet, wurden im Jahre 2007 im Alpgebiet etwa 60 Gämsen und 10 Birkhähne gezählt. Für das Reh- und Rotwild liegen keine Zahlen vor. Für diese Wildarten bildet die Alpe Rauz lediglich ein Durchzugsgebiet. Die Steinwildkolonie ‚Arlberg-Valluga- Almajur‘ bewegt sich auf der Alpe Rauz und auf weiteren sieben angrenzenden Jagdrevieren des Arlberggebiets. Zu seiner Zeit als Jagdpächter umfasste die Kolonie etwa 80 Stück Steinwild. Die Murmeltiere bilden anzahlmässig die häufigste Wildtierart im Revier. Im Jahre 2007 wurden in seinem Jagdrevier ein Gamsbock und drei Gamsgeissen, zwei Rehböcke, zwei Rehgeissen und ein Rehkitz, ein Junghirsch und eine Hirschkuh, acht Murmeltiere und ein Birkhahn erlegt. Und er ergänzt dazu: „Das war das erfolgreichste Jagdjahr während unserer Pachtzeit.“ Karl-Heinz Oehri ist als Gampriner nicht nur die Jagd, sondern auch der gesamte Alpbetrieb auf der Rauz ein grosses Anliegen. Für die Zukunft der Alpe Rauz wünscht er sich, dass der Natur- und Alplandschaft mit ihrer ökologischen Vielfalt mehr Bedeutung beigemessen wird. Vor allem auch, dass das Wild durch die Bautätigkeit und den Skitourismus nicht weiter vertrieben und im Wintereinstand bei den Schrofen des Valfagehrtals nicht gestört wird. So hofft er, dass auf der Alpe Rauz künftig in der Alpwirtschaft und im Skitourismus nicht nur 134


Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
To see the actual publication please follow the link above