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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

einer verklärten Alpromantik, sondern durch eine den heuten Verhältnissen und Möglichkeiten entsprechende Mitarbeit und Mitwirkung auf der Alpe Rauz. Lorenz Hasler – Interview am 20. Juli 2013719 Lorenz Hasler (1946) war von 1975 bis 1991 Vorsteher der Gemeinde Gamprin. Er erinnert sich noch an die Alpbutter und den Sauerkäse von der Rauz. In der Jugend hatte er wenig Kontakt mit der Alpe. Sie wurde dann in seinem Amt zu einer wichtigen Aufgabenstellung, weil gerade in seiner Amtszeit immer mehr Familien die Landwirtschaft aufgaben und die Alpe Rauz nicht mehr voll mit Vieh bestossen wurde. Im Alpausschuss und im Gemeinderat waren damals noch Bauern vom alten Schlag vertreten und als Gemeindevorsteher konnte er sich, wenn etwas mit der Alpe Rauz zu entscheiden war, auf erfahrene Alpvertreter abstützen. Lorenz Hasler führt im Interview dazu aus: „Die Bestossung der Alpe ging in den Jahren bis 1980 stark zurück und die Gemeinde war vor das Problem gestellt, dass die Alpe Rauz verwilderte, wenn nicht etwas unternommen wurde. Ich habe dazumal nicht verstanden, dass einzelne Bauern von Gamprin ihr Vieh auch auf andere Alpen auftrieben. Dank dem auswärtigen Vieh konnte im Jahre 1990 unser Ziel, die Alpe Rauz mit mindestens 150 Stück Vieh zu bestossen, wieder erreicht werden. In den Achtzigerjahren hat die Gemeinde auf den Wandel in der Landwirtschaft reagiert und die Alpstatuten den damaligen Verhältnissen angepasst. Doch es war unverkennbar, das Interesse an der Alpe Rauz ging bei den Bauern und in der Gemeinde zusehends zurück. In den Siebzigerjahren kam der Bürgermeister von Klösterle und Geschäftsführer der Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft, Erich Brunner, mit dem Wunsch auf uns zu, das Alpgebiet Rauz als Wintersportgebiet zu erschliessen. Dazu ersuchte er zum Bau der Valfagehrbahn um entsprechende Bauparzellen für die Tal- und Bergstation und er bot uns grössere Weideflächen oberhalb der Alpgebäude an. Der Gemeinde Gamprin ging es damals auch darum, die wirtschaftliche Entwicklung von Stuben zu unterstützen und die Erschliessung des Arlberggebiets für den Wintertourismus nicht zu behindern. Die Bauern verlangten aber, dass der Alpbetrieb durch den Skibetrieb nicht beeinträchtigt werde. In den Verhandlungen mit der Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft wurde auch erreicht, dass die Gampriner die Skilifte wie die Stubner zum Tarif für Einheimische benutzen konnten. Ein Beitrag, der nicht nur den Bauern, sondern allen Einwohnern von Gamprin zugute kam. Im Jahre 1980 wurde der Vertrag mit der Fremdenverkehrsgesellschaft abgeschlossen und die Valfagehrbahn konnte bereits im Winter den Betrieb aufnehmen. Die Eintragung des Tauschvertrags ins Grundbuch verzögerte sich allerdings, weil die Vorarlberger Behörden noch Einspruch erhoben, weil nach ihrer Ansicht Gamprin bevorteilt war und durch den Tauschvertrag zu viel Grundfläche in ausländischen Besitz überging. 719 Abbildung 4.35, Gespräch geführt und zusammengefasst von Franz J. Heeb am 11. November 2013, Zusammenfassung gelesen und frei gegeben von Lorenz Hasler am 30. November 2013 143


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