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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Alpwirtschaft betrachtet, finde ich es schade, dass solche Skiliftanlagen gebaut und Geländeveränderungen für die Skipisten vorgenommen wurden. Vor allem auf Pisten mit Schneekanonen bleibt der Schnee im Frühjahr etwa zwei Wochen länger liegen, sodass das Gras erst verspätet wächst. Die Alpe Rauz zieht keinen Nutzen aus dem Skitourismus und muss den alpwirtschaftlichen Schaden selber tragen. Es ist so wie bei einem Baum, dem man Stück für Stück Rinde wegreisst. Die Alpe Rauz sollte zumindest für den Verlust und die Wiederherstellung der Weideflächen und weitere aus dem Skitourismus entstandene Schäden und Folgemassnahmen von den Skiliftgesellschaften entschädigt werden. Diese Situation hat sich ergeben, weil die Gemeindeverwaltung Bauprojekte und Verträge mit der Skiliftgesellschaft teils über die Köpfe der Bauern hinweg beschlossen hat. Es wäre gut, wenn die Bauern in die Vorentscheidungen mit einbezogen würden und nicht im Nachhinein informiert oder vor Ort vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Ein aktuelles Beispiel ist gerade das Projekt zur Anlegung einer Deponie beim Steinbruch Rauzboden, über das wir bei der Alpversammlung zwar informiert wurden, aber über die Vertragsbedingungen und Bewilligung nicht mitentscheiden konnten. In der Alprechnung profitieren wir nicht davon und es ist noch ungewiss, wer die künftigen Risiken trägt, die diese Deponie nach dem Auslaufen der Verträge weiter in sich birgt. Bei solchen Eingriffen in die Alplandschaft und die Weideflächen und den vielen neu erstellten Bauten auf der Alpe Rauz wird es für die Alpmeister immer schwieriger, eine gute Hirtschaft zu finden.“ Im Vergleich zu früher sieht er sich, vom heutigen bürokratischen Aufwand abgesehen, vor die gleichen Aufgaben wie sein Vater als Alpmeister gestellt. Es geht vor allem darum, die ausreichende Bestossung der Alpe, die Anmeldung des Viehs bei den Behörden, den Auf- und Abtrieb, die Abwicklung der Veterinärkontrollen beim Zoll, die Anstellung des Hirten und die Führung des Alpbetriebs sicherzustellen. „Wir müssen berücksichtigen, dass unsere Alpe über der Grenze liegt, und wir deshalb auf die verschiedenen Interessen und teils unterschiedlichen Rechtssituationen Rücksicht zu nehmen und einen grösseren administrativen Aufwand zu tragen haben. Dazu möchte ich allerdings sagen, dass die formelle Abwicklung der Grenzkontrollen in den letzten Jahren vereinfacht und erleichtert wurde. Wenn wir unsere Sache korrekt machen, haben wir auch künftig mit den Behörden keine Probleme.“ Abschliessend frägt sich Georg Oehri: „Was hat die Gemeinde Gamprin von dem Skizirkus, der heute auf der Alpe Rauz abgeht, profitiert? Das Gleichgewicht zwischen Alpwirtschaft und Wintertourismus ist verloren gegangen. Am schönsten wäre es, die Alpe wieder so anzutreffen, wie ich sie als Bub kennen gelernt habe, doch das Rad lässt sich nicht zurückdrehen.“ Für die Zukunft wünscht sich Georg Oehri, dass er die Alpe Rauz als Alpmeister einmal in einem guten Zustand übergeben kann, sodass auch unsere Nachkommen die Alpe weiter bewirtschaften. Als Alpmeister ist er stolz auf die Alpe Rauz und das soll auch die nächste Generation von Gamprin sein können. Mit dem Neubau des oberen Alpstalls habe die Gemeinde Gamprin einen wichtigen Schritt gesetzt, entscheidend bleibe die Bestossung und die damit verbundene Erhaltung und Pflege der Weideflächen. Er freut sich auf die Einweihung des Alpstalls zum 100-jährigen Jubiläum der Alpe Rauz und schliesst mit den 155


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