Page 161

Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Geschwülsten oberhalb der Klauen führt und die rechtzeitig mit Antibiotika bekämpft werden muss. Diesen Sommer mussten wir deshalb etwa 70 Stück Vieh behandeln.“ Zum Beweidungsplan stellt Helmut Kleber fest, dass sich dieser in seiner Zeit als Hirte geändert hat, indem das Valfagehrtal nicht mehr von unten nach oben, sondern umgekehrt von der Ulmer Hütte aus nach unten beweidet wird. Vor allem deshalb, weil Mitte August weniger mit einem Schneewetter zu rechnen ist und sich das Vieh dann im Spätsommer bereits in der Nähe der Alpgebäude aufhält. Bei der Beweidung der Alpe Rauz geht er folgendermassen vor: „Im Vorsommer von Mitte Juni bis Mitte Juli wird zuerst das Gebiet um die Alpgebäude bis hinauf zu den steilen Hängen der Rauzmähder beweidet. Von den Mähdern kommt das Vieh rechts über den Bach und den Damm zum Skilift, wo es für einen Tag zum Abätzen gesammelt wird. Anschliessend wird das Vieh auf die Schattenwand getrieben, wo es entsprechend dem Besatz und dem Graswuchs für etwa zwei bis drei Wochen verbleibt. Dann führt der Weidegang in das Rauztal, wo sich die Tiere für weitere zwei Wochen im Loch, in der Engi und auf dem Rauzboden aufhalten. Mitte August wird das Vieh über den Steilhang der Skipiste in das Valfagehrtal getrieben, wobei zuerst das Gebiet bei der Ulmer Hütte bis hinunter zur Rinderhütte und anschliessend der Steilhang bis zum Valfagehrgbach beweidet werden. Je nach Witterung verbleibt das Vieh bis etwa Anfang September in diesem Gebiet und wird schliesslich für die restliche Zeit vor der Alpabfahrt auf die Rauzmähder und die Wiesen bei den Alpgebäuden zurückgetrieben. In unserem ersten Alpjahr hatten wir noch 225 Stück Jungvieh zu betreuen. Die Bestossung ist in den vergangen Jahren zurückgegangen und dieses Jahr sind es 190 Stück. Nach meiner Einschätzung würden etwa 200 Stück Jungvieh für eine rechte Bestossung der Alpe genügen. Die angemessene Bestossung der Gebiete und Alpweiden hängt auch vom Wetter auf der Rauz ab. Durch den Arlberg bedingt, ist auf der Alpe Rauz mit extremen Wetterumschwüngen zu rechnen. Dieses Jahr war ein besonders guter Hochsommer, kein Schneewetter bisher, wie ich es noch nie erlebt habe. Es hat schon Sommer gegeben, da musste ich wegen des Schnees bis zu viermal mit dem Vieh vom Valfagehr abfahren und dann wieder hinaufziehen. Wenn es einmal geschneit hat, leidet die Weide, weil dem Gras danach der Wuchs und der Nährwert verloren gehen. Der Alpalltag beginnt bei uns morgens um fünf Uhr. Meistens schaue ich als Erster, wie es dem Vieh geht und welche Arbeiten anstehen. Nach einem Frühstück gehen wir in der Regel zuerst zum Vieh, um das Vieh zu kontrollieren und nach dem Rechten zu sehen. Es kann gut sein, dass ich schon am Morgen früh mit dem Zäunen beginne, wenn es ein heisser Tag wird. Dann geht es zum Mittagessen und je nach Wetter und Weidegebiet können wir dann vielleicht eine Mittagspause einschalten. Am Nachmittag gehen wir wieder zum Vieh, um nochmals zu prüfen, ob alles Vieh da ist und wie die einzelnen Tiere sich bewegen und ob sie gesund sind. Nachdem das Vieh seinen Liegeplatz und seine Ruhe für die Nacht gefunden hat, ist auch für uns Feierabend, um zeitig ins Bett zu gehen. 161


Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
To see the actual publication please follow the link above