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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Die Urmappe des Grundsteuerkatasters der Katastralgemeinde Klösterle vom Jahre 1856 vermittelt eine erste vollständige Übersicht zu den damaligen Parzellen im Ortsgebiet von Stuben sowie der Bodennutzung und der Grundeigentümer.110 In der Karte sind die unterschiedlich genutzten Gebiete von Stuben, das damaligen Alpgebiet von Stuben sowie die im Eigenbesitz befindlichen Rauzmähder und Wiesen in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Der Grundsteuerkataster hatte über die Jahrhundertwende hinaus seine Gültigkeit und war beim Kauf der Alpe Rauz und der damit verbundenen Teilung der Alpe Stuben eine massgebende Grundlage. Die Rauzmähder befanden sich ursprünglich im Eigenbesitz der Stubner Familien und gehörten nicht zum Gebiet der Gemeinschaftsalpe Stuben.111 Die Bergwiesen oberhalb der heutigen Flexenstrasse und des Valfagehrbachs liegen in steilen Hanglagen und wurden im Sommer mit grossen Mühen von den Bauern und deren Familienangehörigen gemäht und geheut. Das Heu wurde in Bargen (Heustadel) gelagert und im Winter bei geeigneter Schneelage mit Flachschlitten in den Heimstadel gezogen.112 Die Heubargen sind in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts mit dem Aussterben der Landwirtschaftsbetriebe in Stuben nutzlos geworden und inzwischen grösstenteils zerfallen. Nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke im Jahre 1884 kam der Personen- und Warenverkehr über den Arlbergpass zum Erliegen. Durch den Ausfall der Fuhrdienste und der Beherbergung von Gästen gingen wichtige Erwerbs- und Existenzgrundlagen verloren. Was blieb war die eigene, für eine Familie kaum ausreichende kleine Landwirtschaft im Berggebiet. Um die Jahrhundertwende sahen sich daher viele Einwohner von Stuben gezwungen, eine neue Existenz im Walgau oder Rheintal zu finden und ihre Häuser und Wiesen um wenig Geld zu veräussern.113 In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg schrumpfte die Bevölkerung von Stuben auf etwa 50 Einwohner und mehrere Häuser waren verfallen oder abgebrochen worden.114 Stuben hatte eine schwere Zeit zu überstehen und dennoch, es bestand Hoffnung. Erste Feriengäste kamen um die Jahrhundertwende in das Arlberggebiet, vor allem Pioniere des Alpinismus und des Wintersports.115 Im Jahre 1905 hielt der Skipionier Viktor Sohm den ersten Skikurs in Stuben ab. Die im Jahre 1902 veranstaltete Automobilwettfahrt von Paris nach Wien über den Arlbergpass und die folgenden Motorsportveranstaltungen hatten einen weiteren Werbeeffekt für das Arlberggebiet.116 Im Jahre 1903 wurde die Ulmer Berghütte auf dem Gebiet der Hochalpe Rauz von der Sektion Ulm des Deutschen Alpenvereins gebaut und in den folgenden Jahren wurden Wanderwege zu den benachbarten Hütten sowie Höhenwege und Klettersteige angelegt.117 Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde auch diese Hoffnung auf ein zusätzliches Einkommen im Tourismus zunichte gemacht. 110 Abbildung 1.3 111 Thöni, Stuben, S. 41 ff 112 Abbildung 2.5 113 Thöni, Stuben, S. 48 und S. 188 ff 114 Thöni, Stuben, S. 48 sowie Abbildung 2.1 115 Thöny, Arlbergbahn Lesebuch, S. 85 ff und Tiefenthaler, Wanderregion Klostertal, S. 10 ff 116 Tiefenthaler, Wanderregion Klostertal, S. 8 f sowie Abbildung 2.2 117 Tiefenthaler, Wanderregion Klostertal, S. 12 f und Abbildung 3.3 23


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