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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

2.4. Bau der Arlberg- und Flexenstrasse Die Eröffnung des unteren Teils der Josephinischen Strasse über den Arlberg führte im Jahre 1787 zum Wechsel von der Säumerei zum Fuhrverkehr.146 Der Name der Strasse geht auf Kaiser Joseph II. zurück, der den Ausbau der Arlbergroute nach vergeblichen früheren Anläufen in die Wege leitete.147 Auf Vorarlberger Seite wurde der Abschnitt von Stuben bis oberhalb des Rauztobels neu trassiert, wobei umfangreiche Sprengungen am Felshang des Kendelkopfes erforderlich waren. Der bestehende Wegabschnitt auf der Sonnenseite des Rauztals wurde von der Alpe Rauz bis zur Talkehre für den Wagenverkehr wieder instand gestellt und von dort bis zur Passhöhe neu ausgebaut. Auf Tiroler Seite wurde der gesamte Abschnitt vom Mooserkreuz bei St. Anton bis zur Passhöhe neu erstellt. Die Josephinische Strasse führte in der ersten Etappe auf dem bestehenden Weg nach Stuben durch die Ortschaft und überquerte den Stubigerbach in einer weitgezogenen Kehre, der bis zum Posteck noch vier Strassenkehren folgten. Die Verlegung des bisherigen Wegs durch die Kendeltola und die Neuanlage der Arlbergstrasse über dem Rauztobel in die Felswand des Kendelkopfes waren das Hauptstück und der am schwierigsten zu bewältigende Strassenabschnitt. Wie aus der in die Felswand eingemeisselten Inschrift vor dem Steinbruch Rauz- Schrofen hervorgeht, waren dazu Felssprengungen über vier Jahre lang erforderlich.148 Die Strasse verlief im Rauztal noch bis zum Jahre 1824 auf der rechten Talseite (Sonnenseite) dem Räterweg entlang. Dieser Wegabschnitt, der vom Schuler Stall am Alpgbäude Rauz vorbei bis zur Wegscheide führte, wurde soweit instand gestellt, dass er mit Wagen und Postkutschen befahrbar war. Die zum Teil abgerutschte Wegstrecke vom Felseck bei der Talkehre bis zur Passhöhe wurde in diesem ersten Bauabschnitt teils verlegt und neu ausgebaut. Entlang der kaum fertig gestellten Strasse wurden im Jahre 1796 Abwehranlagen gegen Napoleon errichtet.149 So befand sich eine Abwehranlage auf der Passhöhe, die später durch die Aufschüttung des Parkplatzes überdeckt wurde150. Während der Besatzung von Tirol und Vorarlberg wurde der Arlbergpass ein wichtiger Nachschubweg im Befreiungskrieg gegen die bayrische und französische Besatzung. Nach der Schlacht am Bergisel kam es im November 1809 oberhalb von Stuben zu einem Gefecht zwischen bayrischen Reitern und Schützen aus dem Stanzertal, aus dem sich die Tiroler Schützen mit Verlusten zurückzogen.151 Im Jahre 1824 wurde schliesslich der zweite Wegabschnitt an der Schattenseite des Rauztales nach zweijähriger Bautätigkeit fertiggestellt. Die heute noch befahrene Strassenstrecke wurde neu trassiert, um den Lawinenzügen Leuiloch, Engi und Wegscheide auszuweichen. Sie führt seither vom Neuen Anger (später von der Abzweigung Flexenpass) aus über den Valfagehrbach und dann über den Rauzbach an der Schattenseite des Rauztales entlang, überquert wie- 146 Büchner, St. Christoph, S. 174 ff und Thöni, Stuben, S. 65 ff 147 PDF, Museumsverein Klostertal, Der Arlberg und seine Strassen – Ausstellung 2011 148 Thöni, Stuben, S. 66 sowie Flurnamenkarte 2005 149 Thöni, Stuben, S. 94 ff sowie Karte zu Abwehranlagen gegen Napoleon 1796 150 Thöni, Stuben, S. 59 151 Thöni, Stuben, S. 96 und Thöni, St. Anton, S. 215 27


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