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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

seinem Schreiben an den Landtag insbesondere auf die hohen Betriebskosten hin, die durch die weit entfernte Alpe Rauz entstehen. In der Sitzung des Landtags vom 5. November 1915 wurde der Gemeinde Gamprin ein Darlehen von 50 000 Kronen bewilligt.202 Damit wurden die zwei Schuldverschreibungen von je 10 000 Kronen, die von der Regierung im Jahre 1915 bereits gewährt wurden, in das Darlehen auf Annuität bei der Liechtensteinischen Sparkasse aufgenommen.203 Die Gemeinde erhielt danach zum Kauf der Alpe Rauz seitens des Landes keine weiteren Kostenbeiträge oder Subventionen. 204 Wie aus der Gemeinderechnung des Jahres 1915 hervorgeht, sind die 50 000 Kronen mit der Liechtensteinischen Sparkasse als Gläubigerin auf der Passivseite aufgeführt. 205 In der Rechnung 1916 hatten sich diese Schulden auf 45 080 Kronen und in der Rechnung des Jahres 1918 auf 32 792 Kronen reduziert.206 In der Gemeinderechnung des Jahres 1920 sind gegenüber der Sparkasse in Vaduz keine Schulden mehr aufgeführt, die Schulden aus dem Kauf der Alpe Rauz waren somit getilgt.207 Die Rückzahlung der Schulden gegenüber der Sparkasse des Fürstentums Liechtenstein wurde durch die einsetzende Geldentwertung im Ersten Weltkrieg begünstigt und beschleunigt. Die Gemeinderechnung schloss im Jahre 1914 bei Empfängen von 24 879,35 Kronen (ohne Spende des Fürsten) und Ausgaben von 24 356,77 Kronen noch ausgeglichen ab.208 Im Jahre 1916 wies die laufende Rechnung der Gemeinde einen Überschuss von gut 8 800 Kronen aus, im Jahre 1918 etwa 22 900 Kronen und im Jahre 1919 etwa 22 300 Kronen.209 Die Inflationsspirale wirkte sich stärker auf die Einnahmenseite der Gemeinderechnung aus und die so entstandenen Mehreinnahmen ermöglichten eine frühere Rückzahlung der Kapitalschulden. Liechtenstein war von 1852 bis 1919 mit Österreich über eine Zoll- und Währungsunion verbunden. Zahlungsmittel war damals die österreichische Krone und das Preisniveau für Waren und Dienste entsprach dem im benachbarten Vorarlberg. Im freien Zahlungsverkehr mit der Schweiz erhielt man Mitte des Jahres 1914 für 100 Kronen 104 Franken und Ende 1914 noch 91 Franken. Am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahre 1918 waren dies etwa noch 30 Franken. Bis Ende des Jahres 1919 ging der Tauschwert für 100 Kronen auf 3 Franken weiter stark zurück. Der Zerfall der Kronenwährung war durch die sich immer rascher drehende Inflationsspirale nicht mehr aufzuhalten. Schliesslich war die österreichische Krone Ende des Jahres 1922, als man für 100 Kronen weniger als 0,01 Rappen erhielt, faktisch wertlos und als Zahlungsmittel nicht mehr verwendbar.210 Finanziell gesehen war der Kauf der Alpe Rauz für die Gemeinde Gamprin aufgrund der Spende des Fürsten sowie der einsetzenden Inflation und der dadurch rasch möglichen Rück- 202 LI LA, Landtagsprotokoll vom 5. November 1915 203 GAG, Schuldverschreibung vom 1. Februar 1915 und Schuldurkunde vom 3. November 1915 204 GAG, Gemeinderechnung 1915 und 1916 205 GAG, Gemeinderechnung 1915 206 GAG, Gemeinderechnung 1916 und 1918 207 GAG, Gemeinderechnung 1920 208 GAG, Gemeinderechnung 1914 209 GAG, Gemeinderechnungen 1916, 1918 und 1919 210 Batliner, Geld- und Kreditwesen, S. 78 39


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