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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

4. Alpbewirtschaftung in den 100 Jahren Die erste Bestossung der Alpe Rauz mit dem Vieh aus Gamprin erfolgte bereits im Sommer 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Am Ende des Krieges mussten Milch, Butter und Käse an die hungernde Bevölkerung in Vorarlberg abgegeben werden, obwohl auch Not in Liechtenstein herrschte. Die Bewirtschaftung der Alpe Rauz hatte sich auf die wechselvolle Geschichte unseres Nachbarlandes zwischen den Kriegen, während des Zweiten Weltkriegs und dem folgenden wirtschaftlichen Aufschwung einzustellen. Eine grundlegende Veränderung in der Alpbewirtschaftung ergab sich mit der Einstellung der Kuhalpung und der Käserei im Jahre 1963. Der Alpbetrieb und die subventionierte Alpbewirtschaftung sind heute von einer Vielzahl gesetzlicher Regelungen bestimmt. Der Alpbetrieb spielt heute im Vergleich zu den öffentlichen und wirtschaftlichen Interessen eine untergeordnete Rolle. Doch zur Erhaltung der Alp- und Naturlandschaft bedeutet die weitere Bewirtschaftung der Alpe Rauz einen unschätzbaren und unverzichtbaren Dienst für künftige Generationen. 4.1. Erste Bestossung im Jahre 1914 Die Alpe Rauz wurde erstmals im Jahre 1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit dem Vieh aus Gamprin bestossen. Dazu wurde kein gesonderter Pachtvertrag abgeschlossen, sondern gemäss dem Vorvertrag die vereinbarte Kaufsumme ab dem 1. März 1914 mit 3 ½ Prozent verzinst. Die Zinsen wurden von der Gemeinde bis zum Abschluss der schriftlichen Kaufverträge im Herbst 1915 entrichtet.213 Mit der ersten Bestossung im Jahre 1914 war der Grundstein für die Übernahme der Alpe Rauz durch die Gemeinde Gamprin gesetzt. Wie im Alpbuch festgehalten ist, wurden am 29. Juni vorerst 60 Kühe und am 6. Juli 1914 nachfolgend 33 Zeitkühe (trächtige Rinder), 35 leere Rinder und 25 Kälber, insgesamt 153 Stück Vieh auf die Alpe Rauz aufgetrieben.214 Der Alpabtrieb erfolgte am 19. September 1914 infolge des Schneewetters. In der Berechnung der Umlagen für den Viehtransport wurden für den Auftrieb 151 Stück Vieh und für den Abtrieb 145 Stück Vieh berücksichtigt. Von diesen 145 Stück Vieh gehörten 124 Stück Viehbesitzern in Gamprin und 21 Stück Bauern aus den Nachbargemeinden. Während der Alpungszeit im Sommer 1914 kamen zwei Kühe, eine Zeitkuh und drei Kälber zu Tode. Gefürchtet war damals der Rauschbrand, durch den im ersten Jahr bereits drei Stück Vieh verendeten. In diesem und in den folgenden Jahren ging weiteres Vieh durch Abstürze, Beinbrüche, Blutvergiftungen, die Mauke und die Ruhr verloren. 213 GAG, Gemeinderechnung 1914 und 1915 214 GAG, Alpbuch Rauz 1914 bis 1943 sowie Abbildung 5.5 41


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