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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

eine Kuh zu entrichten ist. Für ein leeres Rind sollte halb so viel wie für eine Kuh und zusätzlich drei Kronen Galtgeld eingehoben werden. Für ein Kalb war ein Drittel so viel wie für eine Kuh vorgeschrieben und zusätzlich zwei Kronen Galtgeld. Als Alpungsbeitrag wurde den Gampriner Viehbesitzern im Jahre 1914 für eine Kuh oder eine Zeitkuh 28,40 Kronen, für ein Rind 17,20 Kronen und für ein Kalb 11,47 Kronen verrechnet.220 In der Alprechnung des Jahres 1914 sind auch die Milchleistungen der Kühe, die erzeugte Butter und der Käse sowie die entsprechende Zuteilung der Molke aufgezeichnet.221 So wurden im ersten Sommer etwa 23 000 Liter Milch gemolken und daraus 945 Kilo Butter und 1 924 Kilo Magerkäse erzeugt. Demnach waren zur Erzeugung von einem Kilo Butter gut 24 Liter Milch und zur Herstellung von einem Kilo Käse 12 Liter Milch erforderlich. Die Verteilung der Molke erfolgte gemäss der erfassten Milchleistung der Kühe. Auf der Alpe wurden zudem neun Schweine gehalten, die mit der Schotte gemästet und im Herbst verkauft wurden. Das sogenannte Alpvolk setzte sich aus dem Senn und dem Zusenn, dem Kuhhirten und einem Rinderhirten sowie zwei Kleinhirten und einer Hilfskraft zusammen. Die Namen des Alppersonals des ersten Alpsommers sind mit Ausnahme der Hilfskraft, einem Fidel Näscher, nicht bekannt. Gemäss Alprechnung erhielt der Senn 18 Kronen, der Rinderhirt 16 Kronen, der Zusenn und der Kuhhirt bekamen 12 Kronen und die Kleinhirten gut sieben Kronen in der Woche.222 Die Verköstigung übernahm die Alpe. Dazu kaufte das Alppersonal im Laden in Langen Lebensmittel für 407 Kronen. Milch, Butter und Käse waren frei. In der Alprechnung 1917 sind erstmals die Namen des Alppersonals aufgeführt, und zwar Johann Baptisch Beck als Senn und Hirte bei den Kühen, Martin Näscher als Zusenn, Andreas Sele als Rinderhirt und ein Kleinhirt Näscher für die Rinder.223 Zusätzlich wurden für 24 Arbeitstage Hilfskräfte aus Gampin zum Heuen eingestellt, die pro Tag drei Kronen erhielten. Für die Sennerei stellten die Verkäufer der Alpe Rauz die vorhandenen Gerätschaften und Einrichtungen zur Verfügung, die aber teils ergänzt werden mussten.224 Im ersten Alpsommer wurden laut Gemeinderechnung zwei Milchständer, ein Sieb, ein Milchmass sowie eine Milchzentrifuge angeschafft.225 Die damals als dringend erachtete Sanierung der Alphütten und deren Dächer weist darauf hin, dass sich auch die Sennhütte in einem schlechten Zustand befand und das Alppersonal offensichtlich in einer beengten und karg eingerichteten Unterkunft hausen musste. 4.2. Bewirtschaftung im Ersten Weltkrieg Die Bewirtschaftung der Alpe Rauz blieb von den Ereignissen und Auswirkungen des Ersten Weltkriegs nicht unberührt. Im Herbst 1914 wurden auf der Alpe württembergische Truppen einquartiert, von deren Aufenthalt noch ein Verzeichnis von abhanden gekommenem Alpge- 220 GAG, Alpbuch Rauz 1914 bis 1943 221 GAG, Alpbuch Rauz 1914 bis 1943 222 GAG, Alpbuch Rauz 1914 bis 1943 223 GAG, Alpbuch Rauz 1914 bis 1943 224 GAG, Inventarliste zur Übernahme der Alpe Rauz 225 GAG, Gemeinderechnung 1914 sowie Abbildung 5.3 43


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