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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Wie der Gemeinderat im September informiert wurde, hielt die Aussenmauer dem Druck nicht stand und die Gülle ergoss sich über das Bauhofareal und floss über die Arlbergstrasse in den Rauzbach.291 Dabei wurde der Hirte Fridolin Öhri aus Ruggell auf der Mauer stehend von der Gülle mitgerissen und brach sich das Bein.292 Obwohl er sich im Brunnen der Alpe gewaschen hatte, soll er bei seiner Einlieferung in das Spital Feldkirch immer noch stark nach Gülle gerochen haben. Der Vorsteher Johann Georg Hasler wurde beauftragt, sofort auf die Rauz zu fahren, um die Sachlage zu besichtigen und den Bauunternehmer zu veranlassen nach Gamprin zu kommen, damit die nötigen Massnahmen getroffen werden konnten. Bei der Gemeinderatssitzung am 22. September 1955 waren auch der Alpmeister Josef Marxer und der Bauunternehmer Alois Landerer aus Pians anwesend.293 Zur Sitzung wurde ein Protokoll erstellt, in dem sich der Baumeister mit den darin enthaltenen Bedingungen durch seine Unterschrift einverstanden erklärte. Daraus geht hervor, dass die Jauchegrube am 30. Juni 1955 fertig gestellt, bei der Bestossung der Alpe Rauz mit Zustimmung des Baumeisters in Gebrauch genommen wurde und am 18. September 1955 brach. Es stellte sich heraus, dass das vereinbarte Mischungsverhältnis des Betons und die erforderliche Armierung mit Eisen nicht eingehalten wurden. Der Baumeister hatte laut Protokoll den Jauchekasten abzubrechen und gemäss seinem Angebot neu zu erstellen sowie für den entstandenen Schaden und den verloren gegangenen Dünger aufzukommen. Im Schreiben zum Alpkommissionsbericht für das Jahr 1956 bemängelt die Regierung des Fürstentums Liechtenstein die sehr schlecht unterhaltenen Trieb- und Mistwege.294 Dies führe einerseits zu den oft vorkommenden Klauen- und Fussverletzungen bei den Alptieren sowie andererseits zu einer besorgniserregenden Verunkrautung bestehender Alpflächen. Der schlechte Zustand der Wege habe zur Folge, dass der anfallende Mistdünger immer wieder auf die gleichen Plätze verteilt werde, was eine schlechte Nährstoffwirkung für den Boden und eine starke Verunkrautung mit sich bringe. Alle Kuhalpen, die nicht im Besitz einer Verschlauchungsanlage sind, werden darin angehalten, dem Unterhalt der Mistwege grössere Aufmerksamkeit zu schenken und entsprechende Vorschläge zur Verbesserung für den kommenden Alpsommer einzusenden. Beiliegend zu diesem Schreiben der Regierung werden Vorschläge zur Vorbereitung der Tiere auf die Alpung unterbreitet.295 Es wird darauf hingewiesen, dass kaum belüftete und dunkle Ställe eine schlechte Voraussetzung für die Alpung wären, vor allem dann, wenn die Tiere im Frühjahr nicht genügend Auslauf hätten und sich nicht an die harten Witterungsbedingungen in den Bergen anpassen könnten. Dementsprechend sollte die Verbesserung der Widerstandskraft und der Gewichtszunahme der Tiere auch mit Blick auf die Alpzeit erfolgen. Insbesondere bei Jungtieren sei darauf zu achten, dass sie im Frühjahr in kurzes Gras getrieben werden, damit sie richtig weiden und eine intensive Futtersuche lernen müssten. Allgemein wird 291 GAG, Protokollbuch Gemeinde Gamprin 1950 bis 1958 292 Zeitzeuge Georg Hasler am 26. Juni 2013 293 GAG, Protokollbuch Gemeinde Gamprin 1950 bis 1958 294 LI LA, Schreiben vom 19. Februar 1957 295 LI LA, Schreiben vom 19. Februar 1957 56


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