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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

trieb weiterzuführen und den neuen Marktanforderungen entsprechend zu modernisieren. So führten in den Fünfzigerjahren von den 87 Haushaltungen in Gamprin (1950) noch 66 einen Landwirtschaftsbetrieb (1955).307 In den Siebzigerjahren zählte man in Gamprin bei 167 Haushaltungen (1970) noch 29 Landwirtschaftsbetriebe (1975). Damit schwand das Interesse der Bevölkerung an der Land- und Alpwirtschaft. Die Führung und Bewirtschaftung der Alpe Rauz verblieb im enger werdenden Kreis der dafür zuständigen Alp- und Gemeindeorgane und der wenigen Landwirte. Die Bewirtschaftung und Entwicklung der Alpe Rauz während der letzten 50 Jahre lässt sich in den folgenden Zahlen zur Bestossung verfolgen:308 1970 1980 1990 2000 2010 Trächtige Rinder 47 57 56 33 41 Leere Rinder 65 52 74 56 77 Kälber 32 5 41 67 100 Vieh gesamt 144 114 171 156 218 Durch die Einstellung der Kuhalpung veränderten sich die Durchschnittswerte der Bestossung mit Jungvieh von der ersten zur zweiten Jahrhunderthälfte folgendermassen: bei trächtigen Rindern von 28 auf 47 Stück, bei leeren Rindern von 48 auf 65 Stück und bei den Kälbern von 15 auf 49 Stück. In den vergangenen Jahren ist insbesondere eine starke Zunahme der Bestossung mit Kälbern feststellbar. So wurde im Alpsommer 2010 ein absoluter Spitzenwert von 100 Kälbern erreicht. Bauern der Gemeinde Gamprin haben in den letzten Jahren ihre Kälber möglichst gehalten und nicht vorzeitig zum Schlachten verkauft, auch um eine ausreichende Bestossung der Alpe Rauz sicherzustellen.309 Zu berücksichtigen ist auch, dass im Verlaufe der Zeit unterschiedliche Altersabgrenzungen zwischen Kälbern, leeren Rindern (Jungrindern) und trächtigen Rindern (Zeitkühen) vorgenommen wurden. Die Altersabgrenzung und Einteilung des Viehs waren im Zeitverlauf nicht eindeutig festgelegt und die Aufzeichnungen und Verrechnungen des auf- und abgetriebenen Viehs wurden unterschiedlich gehandhabt. Mit der Subventionierung der Alpbetriebe durch das Land Liechtenstein wurde seit den Siebzigerjahren auch eine einheitliche Abgrenzung des Jungviehs nach dem Alter und der Kühe nach ihrer Nutzung zur Berechnung der Bestossungszahl (GVE) eingeführt. Es wird heute zwischen Kälbern bis zu einem Alter von einem Jahr, zwischen Rindern bis zu einem Alter von zwei Jahren und einem Alter über zwei Jahren sowie zwischen Kühen mit und ohne Milchverwertung unterschieden.310 Durch die Umstellung der Alpwirtschaft auf Jungvieh änderten sich auf der Alpe Rauz auch die Besetzung des Alppersonals und die Beweidung der Alpwiesen. Zur Kuhalpung waren ein 307 Amt für Volkswirtschaft, Statistisches Jahrbuch 1977, Seite 88 sowie Statistisches Jahrbuch 2008, Seite 83 308 Rechenschaftsbericht der Regierung, 1970, S. 119 sowie GAG, Alp- und Gemeinderechnungen der betreffenden Jahrzehnte 1980 bis 2010 309 Zeitzeuge Georg Oehri am 23. Januar 2014 310 GAG, Berechnung der neuen Bestossungszahl vom 19. Februar 2010 59


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