Page 96

Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

gung beim Schuler Stall bis zur Felsengalerie neu zu trassieren und den Strassenabschnitt in der Felsengalerie auszubauen.511 Im Jahre 1936 wurde mit dem Ausbau der Flexenstrasse begonnen und nach dem Anschluss Österreichs an Grossdeutschland wurde der Bau der Flexenstrasse zum Paradeprojekt des deutsch-nationalen Gebirgsstrassenbaus hochstilisiert.512 Nach Fertigstellung der neuen Streckenführung wurde der alte Weg über die Serpentinen im Jahre 1942 stillgelegt.513 Die Flexenstrasse mündete von da an nicht mehr beim Posteck, sondern beim Schuler Stall in die Arlbergstrasse. Obwohl die Flexenstrasse im Abschnitt der Felsengalerie noch nicht ganz fertig gestellt war, wurden die Kriegsgefangenen abgezogen und bei den Illwerken oder in Rüstungsbetrieben eingesetzt, sodass die Bauarbeiten im Jahr 1942 vorzeitig abgeschlossen wurden. 514 Auf der Grossbaustelle arbeiteten anfangs etwa 600 Beschäftigte, doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die heimischen Arbeitskräfte zum Kriegsdienst eingezogen und Gefangene für den Strassenbau eingesetzt.515 Zum Ausbau der Flexenstrasse wurde oberhalb des Schuler Stalls ein Barackenlager für etwa 160 Bauarbeiter aufgestellt.516 In diesen Baracken waren bis zum Kriegsbeginn Bauarbeiter und in den ersten Kriegsjahren Kriegsgefangene einquartiert. Ab dem Kriegsjahr 1942 wurden im Barackenlager Hitlerjungen zur vormilitärischen Ausbildung, insbesondere zum Skifahren und Bergsteigen untergebracht.517 Beim Abgang einer Lawine im März 1945 wurden die Baracken zerstört und von den etwa 50 Jugendlichen konnten von der Hilfsmannschaft aus Stuben zwei Burschen nur noch tot geborgen werden.518 Die im Jahre 1824 erbaute Strasse über den Arlberg war über hundert Jahre unverändert geblieben und verlor durch die Arlbergbahn an Bedeutung. Die Erhaltung der Strasse wurde vernachlässigt. Auf der stark beanspruchten, schmalen Schotterstrasse und durch die Schneemassen und die Lawinengefahr im Winter war eine Überquerung des Arlbergpasses mit den damaligen Kraftfahrzeugen ein Risiko. Nach dem Anschluss an Grossdeutschland erfolgte in den Jahren 1938 und 1939 der Ausbau der Arlbergstrasse von der damaligen Abzweigung der Flexenstrasse bis zur Passhöhe.519 Die Arlbergstrasse wurde auf eine Breite von 7,5 m ausgebaut und nach der Talkehre wurde mit ersten Lawinenverbauungen begonnen. Die offizielle Bodenablösung sowohl für die Arlbergstrasse als auch für die Flexenstrasse erfolgte erst mit der Vermessung und Flächenberichtigung im Jahre 2008 entsprechend dem aktualisierten Plan des Landesvermessungsamtes.520 511 Thöni, Stuben, S. 77 ff 512 Amt der Vorarlberger Landesregierung, Ausbau der Strassen Vorarlbergs, S. 99 513 Flurnamenkarte von Werner Vogt, 1967 – Ergänzungen 2005 von Hans Thöni 514 Thöni, Stuben, S. 78 515 Thöni, Stuben, S. 115 516 Thöni, Stuben, S. 78 und 117 ff sowie Abbildung 3.8 517 Zeitzeuge Bernhard Pichler am 1. Februar 2014 518 Thöni, Stuben, S. 128 519 Abbildung 2.4 520 GAG, Bescheid vom 18. April 2008 96


Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
To see the actual publication please follow the link above