damals neben seinem Beruf noch eine kleine Landwirtschaft und brachte vereinzelt Vieh auf die Alpe Rauz. Als Protokollführer bekam ich später im Gemeinderat einen tieferen Einblick in das Alpgeschehen und die laufenden Vertragsverhandlungen mit der Skiliftgesellschaft. Ich erinnere mich noch, wie überzeugend Bürgermeister Erich Brunner sein Projekt und seine Anliegen in unserem Gemeinderat vertrat. Als Alpkassier war es anfangs nicht immer einfach, von den Bauern die erforderlichen Belege zu den Anmeldungen und zur Erstellung der Alprechnung zu erhalten. Damals galt ein Handschlag mehr als ein Papier. Das hat sich mittlerweile weitgehend verändert, heute habe ich keine grösseren Probleme mehr mit der fristgerechten Zustellung der geforderten Formulare. Bei der Anmeldung des Viehs unterstützte uns früher das Gemeindeamt Klösterle. Inzwischen erfolgen die Meldungen an die verschiedenen Behörden elektronisch durch den Alpmeister. Generell ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit allen Alpmeistern gut funktioniert.“ Zur Frage, weshalb eine gesonderte Alp- und Gemeinderechnung für die Alpe Rauz geführt werden, antwortet Reinhard Müssner: „Ich finde das richtig, weil damit die Rechnung zum Alpbetrieb klar abgegrenzt und abgeschlossen werden kann. Der festgelegte Beitrag von 2000 Franken, der von der Alprechnung an die Gemeinderechnung überwiesen wird, stellt sozusagen den Pachtbeitrag der Bauern für die Alpe Rauz dar. Die Reserven, die sich in der Alpkasse gebildet haben, sollen für ausserordentliche Aufwendungen im Alpbetrieb verfügbar sein. Im Gesamten sollte die laufende Gemeinderechnung für die Alpe Rauz ausgeglichen ausfallen. Die Investitions- und Amortisationskosten scheinen allerdings nicht in der laufenden Rechnung der Alpe Rauz auf, diese werden von der Gemeinde Gamprin getragen. Die Arbeit, die wir selber in der Gemeindeverwaltung für die Alpe Rauz leisten, wird nicht verrechnet. Die Alprechnung, die ich zuerst der Alpversammlung vorzulegen habe, gibt in der Regel wenig Anlass für Diskussionen. Einmal sind bei einem auswärtigen Bauern hohe Kosten für Penicillin angefallen, seither werden Auslagen für den Tierarzt von den Bauern, die ihr Vieh auf der Alpe sömmern, selber getragen. Die Kostenübernahme für die Bergung eines verunfallten Tieres per Helikopter kann durchaus Anlass für Diskussionen geben, da bisher dazu noch keine grundsätzliche Regelung gefunden wurde. Probleme bereiteten im Rechnungsjahr 2012 die von der Agentur Agrarmarkt Austria zu erwartenden EU-Beitragszahlungen. Da eine Überprüfung zur Ermittlung der anrechenbaren Futterfläche für die Alpbetriebe angeordnet wurde, erfolgte die Zahlung erst verspätet und konnte in der letztjährigen Alprechnung nicht mehr berücksichtigt werden.“ Abschliessend stellt der Gemeinde- und Alpkassier fest, dass sich durch die Codierung der Viehnummern und die zentrale elektronische Erfassung die Anmeldung des Viehs vereinfacht hat. Diese Modernisierung hat dem Alpkassier die Rechnungsführung um einiges erleichtert. Zur Alpe Rauz hat er neben seinen Aufgaben einen persönlichen Kontakt bewahrt. So verbrachte er seinen letztjährigen Geburtstag auf der Alpe Rauz, wie dazumal beim ersten Besuch mit seinem Vater bei schönstem Wetter. Und schliesslich meint Reinhard Müssner: „Es wäre schade, wenn es die Alpe Rauz nicht mehr gäbe.“ 152
Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
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