Ich war bereits im Alpvorstand, als ich im Jahre 2009 die Nachfolge von Martin Kind als Alpmeister übernahm. Schwierigkeiten gab es damals vor allem mit der Bestossung, da nur noch wenige Bauern von Gamprin auf der Alpe Rauz mitmachten. Zudem nahmen die administrativen Aufgaben des Alpmeisters immer mehr Zeit in Anspruch. Martin legte sein Amt vorzeitig nieder und es gab kaum noch Bauern, die als Alpmeister in Frage kamen. Ich habe mich schliesslich im Interesse unserer Gemeindealpe bereit erklärt, diese Verantwortung zu übernehmen. Es ist nämlich nur wenigen bekannt, dass der Alpmeister während der Sömmerung des Viehs im Ausland als Besitzer des Viehs für allfällige Ereignisse und Schäden die alleinige Verantwortung trägt. Ich habe zwar die mündliche Zusage der Gemeinde, dass sie für Schäden aufkommt, doch bei Unfällen oder Seuchen muss ich als Alpmeister als Erster geradestehen.“ Zum kürzlich festgestellten TBC-Fall stellt Georg Oehri fest: „Bisher wurde nur bei einem einzigen Rind, das vor zwei Jahren auf der Alpe Rauz war, der TBC-Erreger festgestellt. Dieses Tier war damals in Rüthi (SG) im Futter und es ist bislang noch nicht zuverlässig geklärt, wie der TBC-Erreger übertragen wurde. Bei uns in Liechtenstein wurden je zwei Betriebe in Gamprin und in Mauren aufgrund dieses Vorfalls unter Kontrolle gestellt, wobei auch mein Stall davon betroffen war. Bei den Tieren, die auf Anordnung des Veterinäramts bei uns geschlachtet werden mussten, konnte in der Nachuntersuchung keine Tuberkulose nachgewiesen werden. So ist zu hoffen, dass die seuchenpolizeilichen Auflagen bald aufgehoben werden und für das nächste Alpjahr die Bestossung der Alpe Rauz sichergestellt werden kann. Kritisch wird es mit dem Vieh aus der Schweiz werden, da diese Bauern zur Bestossung ihrer Schweizer Alpgebiete neuerdings massiv unterstützt werden. Ich hatte bisher mit der Bestossung der Alpe keine Probleme und musste eher darauf achten, dass es nicht zu viel Vieh gibt. Für das kommende Jahr bin ich zuversichtlich und rechne nur mit einem leichten Rückgang der Anmeldezahlen. Wir sind noch zwei Bauern in Gamprin, die ihr Vieh auf der Alpe Rauz sömmern. Was nach uns kommt, kann ich heute allerdings nicht sagen. Doch kann es nur aufwärts gehen, da im Hinblick auf die knapper werdende Welternährung hoffentlich wieder bessere Zeiten auf die Landwirtschaft zukommen.“ Erfreut zeigt sich der Alpmeister über den neu errichteten Alpstall: „Es war schon seit langem unser Anliegen, das gesamte Vieh bei Schneewetter in einem Stall zentral bei der Alphütte Rauz unterbringen zu können. Vor allem auch für die Hirten ist es eine Erleichterung, wenn sie bei einem Schlechtwettereinbruch das Vieh rechtzeitig ohne fremde Hilfe selber einstellen können. Da heutzutage das Vieh nur noch vereinzelt in den Ställen angebunden wird, war es auch naheliegend, einen Freilaufstall einzurichten, der eine einfache und sichere Stallung der Tiere ermöglicht. Von der Unfallgefahr und vom Tierschutz her gesehen ist nach heutigen Erkenntnissen ein Laufstall das Beste, was man machen kann. Der neue obere Alpstall fügt sich auch gut in das Gelände ein und passt zu den anderen Gebäuden auf der Alpe Rauz.“ Zu den baulichen Eingriffen in die Alplandschaft meint Georg Oehri: „Der Skitourismus nimmt heute auf der Alpe Rauz einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert ein. Aus Sicht der 154
Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
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