Hirtenfamilie Helmut Kleber – Interview am 4. September 2013729 Helmut Kleber (1966), seine Frau Michaela und ihre Kinder Christina und Johannes aus Dornbirn übernahmen im Jahre 2004 die Hirtschaft und verbringen bereits den zehnten Sommer auf der Rauz. Helmut verfügt über jahrelange Erfahrungen als bewährter Hirte auf verschiedenen Kuh- und Rinderalpen in Vorarlberg. Seine Frau Michaela hilft tatkräftig beim Alpbetrieb mit und besorgt zusammen mit der Tochter Christina den Haushalt. Johannes hat als Kleinhirte eine besondere Begabung, mit dem Vieh umzugehen. Zur Frage, wie sie auf die Alpe Rauz gekommen sind und wie der Betrieb abläuft, erzählt Helmut Kleber: „Ich war schon mit acht Jahren als Pfister auf der Alpe, bis zu meiner Lehre. Mit 21 Jahren bin ich dann selber Hirte geworden und habe im Laternsertal meine erste Alpe übernommen. Inzwischen war ich auch Hirte auf Alpen im Bregenzerwald, im Nenzinger Himmel und in Fraxern auf der Hohen Kugel. Zur Alpe Rauz bin ich durch einen Hinweis von meinem Hirtenkollegen und seinem Alpmeister gekommen. Damals war Martin Kind Alpmeister auf der Rauz, mit dem ich rasch einig wurde. Wir haben bereits im ersten Jahr als Hirtenfamilie die Alpe übernommen, Johannes war damals zwei Jahre alt. Das Besondere an der Alpe Rauz ist die Arlbergstrasse mit dem gefährlichen Verkehr, der mitten durch die Alpe führt. Deshalb müssen wir entlang der Strasse besonders gut zäunen, damit kein Tier durch den starken Verkehr gefährdet wird. Auch die Abfälle, die Autofahrer über das Strassenbord werfen, bedeuten eine Gefahr für das Vieh. Vorteilhaft ist die Zufahrt zur Alpe Rauz, die mit jedem Fahrzeug möglich ist.“ Und, wie Michaela ergänzt: „Es ist nur eine Hirtenhütte zu unterhalten, eigentlich ein seit 2006 gut eingerichtetes Wohnhaus.“ An der Alpe schätzt Helmut besonders die Weiden um die Alpgebäude und die Rauzmähder und er führt weiter dazu aus: „Wenn es keinen Schneefall oder Nebel gibt, ist das Vieh auf dieser Alpe gut zu hüten. Im Vergleich zu anderen Alpen ist die Alpe Rauz aber eine ‚fällige‘ Alpe, wo das Vieh wegen des steilen und steinigen Geländes leicht verunglücken kann. Einmal ist uns ein Tier auf der Schattenseite bei der Lawinenverbauung tödlich abgestürzt. Auf der Schattenwand ist vor allem auf die vielen Sumpflöcher zu achten, die wir möglichst auch abzäunen. In diesem buschigen Gebiet kann man das Vieh auch nicht dauernd im Auge behalten. Uns ist einmal ein Kalb verschwunden und wir haben es erst nach drei Tagen in einem Sumpfloch gefunden und noch retten können. Je besser man eben die Alpe kennt, umso leichter geht das Hüten. Zur Vermeidung oder Behandlung von Krankheiten muss man vor allem auf das Verhalten der Tiere achten. Bei einer TBC-Übertragung kann man wenig machen, weil die Krankheit erst später zu erkennen ist. Zu achten ist vor allem auf den sogenannten Wilden, die Mauche, eine meist durch Steine verursachte Verletzung und eitrige Entzündung im Klauenspalt, die zu 729 Abbildung 4.43, 4.17, 4.11, Gespräch geführt und zusammengefasst von Franz J. Heeb am 26. November 2013, Zusammenfassung gelesen und frei gegeben von Helmut Kleber am 1. Dezember 2013 160
Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
To see the actual publication please follow the link above