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Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz

100 Jahre Alpe Rauz 27 » 100 Jahre Alpbewirtschaftung Tabelle 2 1914 1915 1916 1917 1919 1920 Milch (Liter) 22 988 17 611 21 191 23 161 17 393 18 192 Milchabgabe - - - 8 660 6 440 6 943 Butter (kg) 945 701 859 552 345 336 Käse (kg) 1 924 1 537 1 547 1 029 770 821 Fürstlichen Gesandten in Wien beim Staatsamt für Volksernährung Protest eingelegt. Die Vorarlberger Landesbehörden wurden daraufhin angewiesen, die liechtensteinischen Alpbesitzer in keiner Weise daran zu hindern, ihre Erzeugnisse zur Gänze in das eigene Land zu bringen. Im Schreiben wird darauf hingewiesen, dass im Fürstentum Liechtenstein Schweinefett nur in sehr unzulänglichem Masse zur Verfügung stehe und die Ernährung der Bevölkerung in Frage gestellt sei, wenn die auf den Alpen erzeugte Butter nicht zum Konsum oder zum Absatz zur Verfügung stünde. Ertragswirksam ist in der Alpwirtschaft auch die Gewichtszunahme des Jungviehs während der Alpungszeit, die neben dem Milchertrag zu berücksichtigen ist. In den Jahren von 1914 bis 1917 wurden neun bis zehn Schweine gehalten, die mit der verbleibenden Schotte gemästet und im Herbst verkauft wurden. Aufgrund den von der Kriegswirtschaft verfügten Zwangsabgaben ist am Ende des Weltkriegs und in der Nachkriegszeit auf die Haltung von Schweinen anscheinend verzichtet worden. Die Schotte wurde in den Jahren von 1919 bis 1920 deshalb an einheimische Abnehmer verkauft. Gefürchtet sind auf der Alpe Rauz die plötzlichen Wetterumstürze und Schneewetter. Davon weiss der Zeitzeuge Georg Hasler noch von seinem Vater her eine Geschichte zu erzählen: Wie mir mein Vater erzählte, ist er im Jahre 1919 zum ersten Mal auf die Alpe Rauz aufgefahren. Es war bei schönem Wetter, doch der damalige Senn vom Triesenberg soll geklagt haben: ‹Wenn ich doch nur nicht in dieses Schneeloch gekommen wäre.› Sie nahmen den Senn anfangs nicht so recht ernst, doch beim Schlafengehen hörten sie die ersten Regentropfen und am Morgen begann es zu schneien wie im tiefen Winter, nur noch Schnee und Kälte, sodass die Eiszapfen vom Stalldach am Boden aufstanden. Heu gab es nach dem Krieg keines und man versuchte, die letzten Reste zusammenzukratzen und das Gras auf der Wiese im tiefen Schnee ein wenig freizulegen. Am dritten Tag gaben die 50 Kühe nur noch einen Liter Milch, die den Kälbern verfüttert wurde. Die Rinder hatten gar nichts zum Fressen und man beschloss, zumindest mit den Rindern ins Klostertal auf eine gepachtete Wiese abzufahren. Doch da kam ihnen der Wegmacher von Stuben entgegen und sagte, man müsse zuerst die Strasse von der Lawine freischaufeln, um mit dem Vieh abfahren zu können. Dieser Kälteeinbruch dauerte eine Woche, den das damals widerstandsfähige Vieh überstand. Anschliessend hatten sie dann doch einen schönen und warmen Alpsommer. In den ersten Alprechnungen wurden unter den Ausgaben die Löhne und die Verköstigung für das Alppersonal, die Taglöhne für die Hilfskräfte und andere direkt bezahlte Ausgaben des Alpmeisters sowie der Kapitalzins verrechnet. Die Einnahmen der Alprechnung ergaben sich durch die Alpkostenbeiträge und zu einem geringen Anteil aus Verkäufen der Molke. Die Alprechnung des Jahres 1914 schloss mit Einnahmen von 3 539,05 Kronen und Ausgaben von 3 536,37 Kronen ab. Die Alprechnungen wurden weiterhin möglichst ausgeglichen gehalten. So ist in der Alprechnung von 1916 vermerkt: «Den Einnahmen mit entgegenhaltender Ausgaben bleibt Rest nichts.» Alpung von Kühen bis 1962 Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war durch Not und Arbeitslosigkeit geprägt, sowohl in Liechtenstein als auch in Vorarlberg. Durch den Zusammenbruch der Monarchie und dem darauf folgenden Wertzerfall der Krone kam es im Jahre 1924 zum Zoll- und Währungsvertrag Liechtensteins mit der Schweiz. Damit lagen die Liechtensteiner Alpen in Vorarlberg im wirtschaftlichen Ausland und die Bestossung dieser Alpen war mit Grenzkontrollen verbunden. Die Bestossung der Alpe Rauz hat sich nach der Notlage des Ersten Weltkrieges in den Dreissigerjahren wieder erholt und musste nach der Zwangsabgabe von Weideflächen zur Aufforstung des Voralpgebiets oberhalb von Stuben zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wiederum reduziert werden. Auf die Alpe wurden bis zur Einstellung des Käsereibetriebs vor 50 Jahren durchschnittlich 50 Kühe aufgetrieben,


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