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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Damit konnten sowohl die erforderlichen Pflegemassnahmen als auch eine ausreichende Bestossung der Alpe sichergestellt werden. Schlimm war für mich als Alpmeister, als im Jahre 2004 drei Stück Vieh durch eine Mure des Valfagehrbachs umkamen. Ein wichtiges Anliegen war mir auch die Renovation des unteren Alpgebäudes, das im Sommer der Hirtenfamilie zur Verfügung stand und für die Wintersaison vermietet wurde. Das Wohngebäude war in keinem guten Zustand und entsprach nicht mehr den heutigen Bedürfnissen einer Hirtenfamilie. Die Gemeinde hat sich schliesslich für eine Hirtenunterkunft im Sommerbetrieb entschieden und auf eine weitere Vermietung im Winter verzichtet. Der Bauführer Helmut Bühler hat sich um die Sanierung und Neueinrichtung des Gebäudes gekümmert, sodass die Hirtenfamilie im Sommer 2006 in die wohnliche Hirtenunterkunft einziehen konnte. Auch für den Stallneubau habe ich mich eingesetzt, wobei ich den damals vorgesehen Standort oberhalb des Bauhofs für besser hielt. Ein besonderes Projekt war für unsere Alpe der Bau des Speicherbeckens bei der Bergstation der Valfagehrbahn im Jahre 2008. Sorgen machten mir die Planierung der Skipisten und andere Eingriffe in die Alplandschaft. Die Pisten wurden zwar begrünt, doch nach zwei bis drei Jahren war das Gras dürr und diese Strecken waren nur noch mit Schotter bedeckt. Da sind weitere Nachbesserungen erforderlich. Die Frage ist jedoch, wer dafür aufkommt. Auf der Schattenseite waren wir froh, dass die Skiliftgesellschaft einen Teil des Buschwerks ohne Probleme roden konnte. Wichtig ist darum, dass die Alpe weiterhin gut bestossen wird und die Schattenseite nicht noch mehr verwildert. Auch das Unkraut, die Blacken, sind regelmässig zu mähen, eine von vielen Pflegearbeiten, die Bauern leisten, die aber nur von wenigen gesehen und geschätzt werden. Die Übertragung des TBC-Erregers auf ein Stück Vieh aus dem Appenzell, das vor zwei Jahren auf der Alpe Rauz war, ist für die Alpe nicht von Vorteil und wird die ausreichende Bestossung im kommenden Jahr mit Sicherheit erschweren. Dazu kommt, dass einzelne Stück Vieh eines heimischen Betriebs auf Verdacht des Veterinäramtes getötet werden mussten. Neben dem als Überträger vermuteten Rotwild befindet sich rund um die Alpe Rauz auch österreichisches Vieh, das nicht den strengen Seuchenkontrollen und Schutzimpfungen wie das liechtensteinische und schweizerische Vieh unterliegt. Die Tuberkulose bleibt für die Alpe Rauz ein kritisches Thema. Ein Nachteil ergibt sich auch dadurch, dass die Schweizer Viehbesitzer nur noch unterstützt werden, wenn sie ihr Vieh auf den Schweizer Alpen sömmern.“ Für die Zukunft betrachtet Martin Kind eine ausreichende Bestossung als entscheidende Voraussetzung für die weitere Erhaltung der Alpe Rauz. Wichtig ist ihm auch, dass die Pflegemassnahmen nicht vernachlässigt werden und das gesellige Zusammensein nicht verloren geht. Denn er erinnert sich selber noch gerne an die geselligen Stunden, die er bei Pflichttagen als Alpmeister mit anderen Leuten verbringen konnte. 159


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