100 Jahre Alpe Rauz 79 Helmut Kleber (1966), seine Frau Michaela und ihre Kinder Christina und Johannes aus Dornbirn übernahmen » im Jahre 2004 die Hirtschaft und verbringen bereits den zehnten Sommer auf der Rauz. Helmut verfügt über jahrelange Erfahrungen als bewährter Hirte auf verschiedenen Kuh- und Rinderalpen in Vorarlberg. Seine Frau Michaela hilft tatkräftig beim Alpbetrieb mit und besorgt zusammen mit der Tochter Christina den Haushalt. Johannes hat als Kleinhirte eine besondere Begabung, mit dem Vieh umzugehen. Wenn es keinen Schneefall oder Nebel gibt, ist das Vieh auf dieser Alpe gut zu hüten. Im Vergleich zu anderen Alpen ist die Alpe Rauz aber eine ‹fällige› Alpe, wo das Vieh wegen des steilen und steinigen Geländes leicht verunglücken kann. Einmal ist uns ein Tier auf der Schattenseite bei der Lawinenverbauung tödlich abgestürzt. Auf der Schattenwand ist vor allem auf die vielen Sumpflöcher zu achten, die wir auch möglichst abzäunen. In diesem buschigen Gebiet kann man das Vieh auch nicht dauernd im Auge behalten. Uns ist einmal ein Kalb verschwunden und wir haben es erst nach drei Tagen in einem Sumpfloch gefunden und noch retten können. Je besser man eben die Alpe kennt, umso leichter geht das Hüten. Zur Vermeidung oder Behandlung von Krankheiten muss man vor allem auf das Verhalten der Tiere achten. Bei einer TBC-Übertragung kann man wenig machen, weil die Krankheit erst später zu erkennen ist. Zu achten ist vor allem auf den sogenannten Wilden, die Mauche, eine meist durch Steine verursachte Verletzung und eitrige Entzündung im Klauenspalt, die zu Geschwülsten oberhalb der Klauen führt und die rechtzeitig mit Antibiotika bekämpft werden muss. Diesen Sommer mussten wir deshalb etwa 70 Stück Vieh behandeln. Nach meiner Einschätzung würden etwa 200 Stück Jungvieh für eine rechte Bestossung der Alpe genügen. Die angemessene Bestossung der Gebiete und Alpweiden hängt auch vom Wetter auf der Rauz ab. Durch den Arlberg bedingt, ist auf der Alpe Rauz mit Zeitzeugen berichten extremen Wetterumschwüngen zu rechnen. Dieses Jahr war ein besonders guter Hochsommer, kein Schneewetter, wie ich es noch nie erlebt habe. Es hat schon Sommer gegeben, da musste ich wegen des Schnees bis zu viermal mit dem Vieh vom Valfagehr abfahren und dann wieder hinaufziehen. Wenn es einmal geschneit hat, leidet die Weide, weil dem Gras danach der Wuchs und der Nährwert verloren gehen. Johannes und ich kennen jedes einzelne Stück Vieh und wissen auch, welchem Bauern dieses gehört. Man kennt das Vieh schon vom Schlag und von der ‹Kleppa›, der Schelle her, aus welchem Stall es kommt. Früher blieben die Tiere eines Bauern während der Alpzeit eher beisammen, durch die heutige Freilaufhaltung des Viehs verstreut es sich und findet sich in neuen Gruppen. Es gibt auch Kälber und Rinder, die keinen Anschluss finden und den ganzen Sommer für sich alleine sind. Auf diese Einzelgänger muss besonders geachtet werden, damit sie sich nicht von der Herde entfernen und verloren gehen. Wichtig ist es darum, dass das Weidegebiet gut eingezäunt wird. Früher war das Alpen Männersache, heute ist aus der Alpe Rauz ein Familienbetrieb geworden. Michaela ist durch und mit ihrem Mann auf die Alpe gekommen. Sie hilft überall mit und sorgt sich vor allem um die Mahlzeiten, den Haushalt und die Wäsche. Sie ist auch mit dabei, wenn das Vieh nachgetrieben oder ein Stück gesucht werden muss. Tochter Christina ist wegen der Schule und der Lehre nur noch zeitweise auf der Alpe Rauz. Helmut meint, dass das Leben auf einer Alpe heute unvergleichbar sei gegenüber früher und bedeutend schöner, zusammen mit der Familie, vor allem, wenn bei der Rückkehr zur Alphütte schon geheizt und gekocht ist. Wir leben hier auf der Rauz wie daheim.
Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz
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