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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

der Alpe gefehlt hat. Am Abend gab es immer Semmelmus, das etwa eine Stunde in der Pfanne gekocht wurde, aus der dann alle gegessen haben. Die Kleidung war damals ein Problem. Ausgerüstet war ich für die Alpe mit einem Paar hohen Schuhen, Gamaschen, die nicht richtig gehalten haben, und einem Lodenmantel, den man kaum mehr trocknen konnte, wenn er einmal nass war. Das ist nicht vergleichbar mit der heutigen Zeit, damals gab es keine Plastiküberwürfe oder wasserdichtes Schuhwerk. Geschlafen haben wir in der Sennhütte über der Stube, alle nebeneinander in einem Pritschenlager mit einer Breite von etwa neun Metern. Es war mit Stroh aufgefüllt. Jeder hatte einen Kopfpolster und eine Decke, hineingelegt haben wir uns mit den Kleidern. Ich höre noch heute, wie der Regen beim Einschlafen oder Aufwachen aufs Dach prasselte. Die Bauern von Gamprin haben ihr Vieh selber auf die Alpe getrieben. Manchmal kam der Alpmeister auf Besuch, eher selten auch Bauern aus Gamprin, die dann beim Zäunen, Mähen und beim Alpunterhalt aushalfen. Am meisten Kontakt hatten wir mit den Arbeitern vom benachbarten Bauhof, mit denen wir uns auch über den Verlauf des Krieges unterhielten, manchmal mit vorgehaltener Hand. Besuch gab es auch von Gästen aus dem Rheinland, die ihre Ferien in den Bergen verbrachten. Wir hatten auch Kontakte zu den Stubnern bis hinunter zur Gemeinde Klösterle, wo wir die Lebensmittel bezogen und wo wir auch das Pferd beschlagen liessen. Die Älteren von uns kehrten ab und zu in St. Christoph ein, aber sonst ging man kaum auswärts. Bei der Alpabfahrt haben wir Hirten mitgeholfen und waren auch mitbeteiligt, als das Vieh von der Rauz nach Gamprin getrieben wurde. Als Kleinhirte erhielt ich im ersten Jahr einen Tageslohn von einem Franken, und ich erinnere mich noch genau, wie ich für die 86 Alptage den entsprechenden Alplohn vom Alpmeister Josef Marxer im Haus Nr. 48 in Gamprin erhielt. Die Sennen und Grosshirten erhielten damals bis zu acht Franken pro Tag. Als Zusatz schenkte man uns noch ein paar Kilo Mehl, das für uns im Triesenberg mangels Getreide sehr wertvoll war. In dieser Zeit, als sich die Einheimischen gegenseitig ausgeholfen haben, ist ein beiderseitiges Verständnis und ein Vertrauen entstanden, was die langjährige Besetzung der Alpe Rauz mit den Triesenbergern erklären lässt. Ich habe bis Ende des Krieges auch auf der anderen liechtensteinischen Alpe Tiefensee in Vorarlberg gehütet und so auch viele persönliche Kontakte mit den Gamprinern, Ruggellern und anderen Unterländern geknüpft, die mir in guter Erinnerung geblieben sind.“ 126


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