Page 127

Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Xaver und Elsa Hasler – Interview am 24. Juni 2013707 Xaver Hasler (1926) erinnert sich noch an seinen ersten Einsatz auf der Alpe Rauz nach dem Zweiten Weltkrieg. Er und Urban Büchel (1921) mussten drei Pferde, die im Rauztal, in der Engi und bei der Alphütte verwesten, vergraben. Dazu deckten sie zurerst die Pferde wegen des Geruchs ab und schaufelten Gruben mit etwa einem Meter Tiefe aus, um dann die hineingezogenen Kadaver mit genügend Erde zu überdecken. Diese Geschichte stimmt mit der Erzählung von Rudolf Mathies aus Stuben überein, der von etwa 150 herrenlosen Pferden der deutschen Wehrmacht auf der Alpe Rauz vor dem Heranrücken der Marokkaner berichtet. Elsa und Xaver waren dabei, wenn das Vieh zum Verladen auf den Zug nach Feldkirch getrieben wurde. Als man das Vieh dann im Herbst von dort wieder abholte, war es kaum mehr zu erkennen, weil die Haare lang und dicht gewachsen waren und die im Frühjahr herausgeschnittenen Markierungen nicht mehr sichtbar waren. In den Sechzigerjahren musste das Vieh einmal nach der Rückkehr wegen der Maul- und Klauenseuche drei Wochen oberhalb von Nendeln in Quarantäne gehalten werden. Dies dürfte im Jahre 1963 gewesen sein, in dem einzelne Vorarlberger Alpen wegen der Maul- und Klauenseuche nicht bestossen werden konnten und das zurückkehrende Vieh kontrolliert wurde. Xaver Hasler war hauptberuflich als Polier auf dem Bau tätig und betrieb als 68. Bauer in Gamprin noch eine kleine Landwirtschaft zur Selbstversorgung. So musste auch Elsa mithelfen, damit am Abend oder am Wochenende das Heu eingebracht werden konnte. Für die Arbeitseinsätze der Bauern auf der Alpe Rauz wurde ein Taglohn verrechnet und vom Alpkostenbeitrag abgezogen. Wenn man über den Arlberg fuhr, war es selbstverständlich, bei der Alpe Rauz zuzukehren, um nach dem Vieh zu schauen. Einmal musste er auf die Alpe, um nach seinem verloren gegangenen Rind zu suchen, das er dann glücklicherweise nach einem Tag hinter einem Felsen versteckt wieder fand. Nachdem Xaver im Dezember 1991 in die Pension kam, fuhr er mehrmals auf die Alpe, vor allem zu Sanierungs- und Aufräumarbeiten. Er berichtet von zwei Rüfen, die beim Valfagehrbach und beim Schuler Stall niedergegangen waren. Mit einem Bagger wurde das Bachbett wieder ausgehoben und das Material mit dem Dumper weggeschafft. Beim zweiten Rüfeabgang kam die Vorsteherin Maria Marxer selber mit, um die Rüfe beim Schuler Stall zu besichtigen. Auf die Frage, ob es nachträglich denn gut war, die Alpe Rauz vor hundert Jahren zu kaufen, antwortet Xaver bestimmt: „Selbstverständlich war das richtig. Damals war man auf die Alpe angewiesen und heute noch dürfen wir Gampriner auf die Alpe Rauz stolz sein. Wir sollten auch künftig für unsere Alpe Sorge tragen.“ 707 Abbildung 4.27, Gespräch geführt und zusammengefasst von Franz J. Heeb am 25. Juni 2013, Zusammenfassung gelesen und frei gegeben von Rudolf Hasler am 16. Juli 2013 127


Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
To see the actual publication please follow the link above