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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

te. Als dann im Jahre 1963 die Kuhalpung und der Sennereibetrieb eingestellt wurden, war ich dagegen. Denn eine Alpe sollte gut bestossen werden, damit eine intensive Weidpflege gewährleistet ist und einer Verrüfung der Weiden vorgebeugt wird. Zudem geht ohne Kühe ein Stück Alpkultur verloren. In den jungen Jahren war ich oft auf der Alpe Rauz, manchmal auch spät abends, wenn wir noch auf die Idee kamen, im Berggasthaus Bilger einzukehren und zu übernachten. Am Morgen gingen wir von dort aus auf Bergtouren, meist zur Ulmer Hütte, wo wir auch gern gesehene Gäste waren. Die Alpe Rauz ist so zur zweiten Heimat für uns geworden.“ Wie Gebhard Näscher in einem Auszug aus seinem Leben beschreibt, spielte die Alpe Rauz auch für ihn eine wichtige Rolle: „ Als ich 1964 in der Molkerei Uster arbeitete, hatte ich drei Tage frei und fuhr nach Hause. Am Abend traf ich unseren Nachbarn in einem Gasthaus und er erzählte mir, er müsse morgen früh auf die Alpe Rauz fahren, um Milch zu kontrollieren. … Nach der Milchkontrolle am Morgen mussten wir bis nachmittags 16 Uhr warten bis zur zweiten Kontrolle. Mein Nachbar schlug vor, in der Zwischenzeit Bekannte in Tirol zu besuchen – vielleicht gäbe es dort noch ein Mittagessen. So fuhren wir nach Landeck und von dort den Berg hoch, wo wir von der Familie Erhart herzlich empfangen wurden. Natürlich gab es auch ein Mittagessen. Nach dem Mittagessen gingen wir mit dem Hausherrn spazieren. Seine Tochter Helga kam auch mit, und so lernte ich meine künftige Frau kennen.“709 Gebhard führt im Gespräch weiter aus: „In den Sechzigerjahren, als ich im Gemeinderat war, hatten wir die Jagd neu zu vergeben. Um den Jagdpachtschilling zu erhöhen, haben Leo Hasler (1912) und ich ein höheres Angebot gemacht, das dann die damaligen Jagdpächter übernahmen. In Erinnerung geblieben ist mir auch der Verkauf des Bodens an den Tübinger Skiclub zum Bau einer Skihütte. Damals zeigten sich einzelne Gemeindevertreter zurückhaltend, weil sie befürchteten, dass damit auch für die Gampriner das Anrecht für den Kauf eines Grundstücks zum Bau eines Ferienhauses entstehen könnte. Wie sich herausstellte, bestand in der Gemeinde aber kein Interesse an Ferienhäusern. Ende der Siebzigerjahre hat sich der Gemeinderat intensiv mit dem Tausch der Grundstücke auf der Alpe Rauz zum Bau der Valfagehrbahn beschäftigt. Ich hatte vorher schon gute, freundschaftliche Kontakte zum Bürgermeister von Klösterle, Erich Brunner. Es gelang, die von uns schon lange gewünschten Rauzmähder oberhalb der Schuler-Wiese einzutauschen. Von den privaten Besitzern hätten wir diese Mähder nicht bekommen. Erst durch den Kauf dieser Grundstücke durch die Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft und dem folgenden Tausch gelangte die Gemeinde Gamprin in den Besitz dieser Alpweiden. Ich war dafür, dass man der Skiliftgesellschaft dafür die entsprechenden Grundstücke zum Bau der Valfagehrbahn gab, auch wenn sich Einzelne skeptisch dazu äusserten. Ich setzte mich aufgrund der Informationen, die ich von Vertretern der Albonabahn Stuben hatte, dafür ein, dass auch die Gampriner zum Tarif für Einheimische im Arlberggebiet skifahren können. Wie Erich Brunner uns nachträglich erzählte, war es nicht einfach, den Einheimischentarif für die Gampriner bei der Arlberger Bergbahnen AG durchzusetzen. Erst als 709 Näscher, Meine Vorfahren und ein Auszug aus meinem Leben, 2007, S. 52 129


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