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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Geblieben sind mir auch noch die Bilder von den Fundamenten des ehemaligen Barackenlagers sowie den Mauerresten bei der heutigen Hirtenhütte, die von der früheren Rinderalpe im Valfagehr übrig geblieben sind. Von Unfällen mit dem Vieh blieb ich verschont, ebenso von Tierseuchen. Zu meiner Zeit als Landwirt wurde das Vieh bereits gegen die Maul- und Klauenseuche, die Bang-Krankheit und den Rauschbrand geimpft. Erzählt wurde mir jedoch, wie in Stuben die Klauenseuche ausgebrochen war und das Vieh von der Rauz in St. Anton verladen werden musste. Oder auch, wie in Nendeln beim Rüttiwald das Vieh nach dem Alpabtrieb unter Quarantäne gestellt wurde. In Erinnerung geblieben ist mir auch, wie wir mit der Molkekiste, einer flachen Holzkiste mit einem Deckel, auf einem Handwagen die Alpbutter und den Alpkäse abholten. Die Molke wurde im Kellerraum des alten Schulhauses nach dem Milchmass ausgewogen und verteilt. Zu Hause wurde dann die Butter ausgekocht und das Butterschmalz in Tongefässe gegossen. Der Süsskäse und der Sauerkäse wurden im Keller im hölzernen Molketrog aufbewahrt. Geblieben sind mir vor allem die schönen Erinnerungen an die Zeit auf der Rauz, doch es gab auch strube Zeiten, vor allem, wenn unerwartet Schnee fiel. Wie mir mein Vater erzählte, ist er im Jahre 1919 zum ersten Mal auf die Alpe Rauz aufgefahren. Es war bei schönem Wetter, doch der damalige Senn vom Triesenberg soll geklagt haben: „Wenn ich doch nur nicht in dieses Schneeloch gekommen wäre.“ Sie nahmen den Senn anfangs nicht so recht ernst, doch beim Schlafengehen hörten sie die ersten Regentropfen und am Morgen begann es zu schneien wie im tiefen Winter, nur noch Schnee und Kälte, so, dass die Eiszapfen vom Stalldach am Boden aufstanden. Heu gab es nach dem Krieg keines und man versuchte, die letzten Reste zusammenzukratzen und das Gras auf der Wiese im tiefen Schnee ein wenig freizulegen. Am dritten Tag gaben die 50 Kühe nur noch einen Liter Milch, die den Kälbern verfüttert wurde. Die Rinder hatten gar nichts zum Fressen und man beschloss, zumindest mit den Rindern ins Klostertal auf eine gepachtete Wiese abzufahren. Doch da kam ihnen der Wegmacher von Stuben entgegen und sagte, man müsse zuerst die Strasse von der Lawine freischaufeln, um mit dem Vieh abfahren zu können. Dieser Kälteeinbruch dauerte eine Woche, den das damals widerstandsfähige Vieh überstand. Anschliessend hatten sie dann doch einen schönen und warmen Alpsommer. In meiner Zeit konnten wir bei einem Kälteeinbruch das Heu unverzüglich von Gamprin aus mit Lastwagen zur Alpe führen. Die ältere Generation musste noch auf der Alpe heuen, um einen Heuvorrat für Tage mit Schnee anzulegen. Früher, als noch die meisten Familienangehörigen in der Landwirtschaft beschäftigt waren und ein Grossteil des Viehs auf die Alpen gebracht wurde, standen zwar mehr Leute zur Verfügung, doch es war weit beschwerlicher, auf die Alpe Rauz zu kommen. In meiner Zeit mussten der Alpmeister und die Bauern alles stehen und liegen lassen, um unverzüglich beim Schneewetter oder anderen dringenden Angelegenheiten auf der Alpe mitzuhelfen. Wir fehlten dann zu Hause in der Landwirtschaft und im Stall, weil kaum noch Angehörige oder Aushilfskräfte zur Verfügung standen. Solange auf die Alpe Rauz Kühe aufgetrieben wurden, hat die Gemeinde auch einen Zuchtstier auf die Alpe gebracht. Wie mir mein Vater erzählte, ist einmal der Alpstier verwildert 132


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