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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Die Säumer aus dem Klostertal und dem Stanzertal waren vorwiegend über dem Arlbergpass eingesetzt, während die Fuhrleute aus den unteren Talschaften auf der gesamten Arlbergroute zwischen Innsbruck und Feldkirch unterwegs waren. Auf dieser Strecke wurden Schmalz, Käse und Wein nach Tirol gebracht und auf dem Rückweg Salz nach Vorarlberg transportiert. So hiess es damals auch: „Schmalz gegen Salz“.138 Salz wurde damals in grossen Mengen vor allem für die Haltbarmachung von Nahrungsmitteln wie Fleisch oder Sauerkraut verwendet und es war zudem ein begehrtes Handelsgut. Die Bestrebungen, die Strecke über den Arlbergpass wieder mit Wagen befahrbar zu machen, scheiterten jedoch bis in das 18. Jahrhundert an den Interessenvertretern, die den Salztransport von Hall über Reutte-Kempten zum Bodensee beherrschten.139 Der Weg über den Arlbergpass war nicht nur für den Warenverkehr, sondern auch für Reisende zwischen Vorarlberg und Tirol von Bedeutung. Wie Robert Büchner ausführt, zogen Fuhrleute und Säumer, Kaufleute und Krämer, Handwerker und Bauern, Viehhändler und Viehtreiber, Gelehrte und Studenten, Priester und Pilger, Soldaten und Kuriere und anderes fahrendes Volk und herrenloses Gesindel über den Pass.140 So teilte der Vogtverwalter zu Bludenz und Sonnenberg im Jahre 1616 mit, dass es nicht gut möglich sei, die Pilger, Handwerker, Vagabunden und Bettler aufzuhalten und zurückzuweisen, weil die Abwege über die Gebirge überall offen seien.141 Der Arlbergpass wurde insbesondere auch von Pilgern überquert, die von Tirol kommend auf dem Weg nach Einsiedeln und Santiago (Jakobsweg) waren oder sich aus den Gebieten vor dem Arlberg auf den Weg nach Rom gemacht haben. Die Vorarlberger Passstrecke war gegenüber der Tiroler Strecke weit gefährlicher und im Winter die schneereichere Seite.142 Da die Niederschläge vor allem auf der Westseite des Arlbergs niedergehen, zählen die Ortschaft Stuben und die Alpe Rauz nach heutigen Messungen zu den schneereichsten Orten in den Nordalpen.143 Hans Thöni stellt aufgrund der Sterbebücher von Stuben und St. Jakob fest, dass auf der Westseite des Arlbergs, insbesondere wegen der Lawinen des Leuilochs und in der Enge, bedeutend mehr Tote zu beklagen waren.144 Die in Sterbebüchern und anderen Dokumenten eingetragenen Ereignisse im 17. und 18. Jahrhundert geben einen Eindruck von den Gefahren, denen Reisende und Fuhrleute bei der Überquerung des Arlberg- und Flexenpasses durch Lawinen, Erfrieren, Steinschlag und andere Unfälle damals ausgesetzt waren.145 138 Büchner, St. Christoph, S. 208 und Thöni, Stuben, S. 53 139 Büchner, St. Christoph, S. 173 f und PDF, Museumsverein Klostertal, Der Arlberg und seine Strassen – Ausstellung 2011 140 Büchner, St. Christoph, S. 271 ff 141 Büchner, St. Christoph, S. 271 142 Büchner, St. Christoph, S. 189 ff sowie Abbildung 2.7 143 PDF, Wurzel, Reinhardt: Das schneereichste Dorf der Welt 144 Thöni, Stuben, S. 16 145 Thöni, Stuben, S. 79 ff 26


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