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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

derum den Rauzbach bei der Talkehre und mündete beim Felseneck in den bereits erstellten Wegabschnitt zur Passhöhe.152 Die Arlbergstrasse wurde mit der Neutrassierung vom Alpgebäude weg nach unten an den Rauzbach verlegt. Das Grundstück Neuer Anger, das zwischen dem Rauzbach und dem Valfagehrbach sowie zwischen der alten Strasse und der Zufahrt zur Alpe lag, wurde neu parzelliert. Auf diesem Grundstück, wo sich heute der Bauhof befindet, wurde im Jahre 1824 das Wegmacherhaus errichtet und einige Jahre später das Schank- und Rasthaus Rauz mit Stadel und Pferdestall dazugebaut.153 Damit rückte die Sennhütte der Alpe Rauz in den Hintergrund und stand nicht mehr im direkten Kontakt mit den vorbeiziehenden Fuhrwerkesleuten und Reisenden. Seit dem Mittelalter wurden immer wieder Kuriere über den Arlberg eingesetzt, doch die eingerichteten Postlinien waren nur kurzlebig.154 Im Jahre 1818 wurde über den Arlbergpass ein regelmässiger Postverkehr eingeführt, wobei nicht bekannt ist, ab wann mit den Postkutschen auch Personen mitreisten.155 Damit musste aber die Passstrasse auch während des Winters offen gehalten werden und mit Schlitten befahrbar sein. Zum Schneeräumen wurde die einheimische Bevölkerung eingesetzt und manchmal waren an die hundert Männer mit Schneeschaufeln auf der Arlbergstrecke beschäftigt. Die Verlegung der Arlbergstrasse auf die Schattenseite des Rauztales hat sich bewährt: Die Lawinengefahr wurde reduziert und die Alpgebäude kamen abseits der verkehrsreichen Arlbergstrasse zu liegen. Im Jahre 1850 wurde eine Telegrafenleitung zwischen Wien und Bregenz errichtet, die über Holzmasten der Passstrasse entlang und weiter durch die Kendeltola nach Stuben geführt wurde.156 Die Telegrafenleitung war während des Baus der Arlbergbahn ein wichtiges Kommunikationsmittel für die Bauführung. Die Telegrafenleitung über den Arlbergpass wurde nach Verlegung einer ersten Telefonleitung durch den Arlbergeisenbahntunnel im Jahre 1884 aufgelassen. Eine Zäsur in der Geschichte von Stuben ergab sich mit dem Bau der Arlbergbahn von 1880 bis 1884.157 Während des Bahn- und Tunnelbaus wohnten in Stuben etwa 130 einheimische Personen und etwa 800 Arbeiter mit ihren Angehörigen, die teils in Barackenlagern und leerstehenden Häusern untergebracht waren. Für die Herbergen und Gasthäuser war dies ein einträgliches Geschäft, wie auch für die Stubner, die vor allem als Frächter Steine für den Tunnelbau transportierten. In Stuben wurden die drei Steinbrüche Hochrain, Rauz-Schrofen und Flexen eingerichtet, von denen aus die gebrochenen Steine zum Ausmauern des Tunnels mit Pferdefuhrwerken talabwärts gefahren wurden.158 152 Thöni, Stuben, S. 66 f sowie Abbildung 1.4 und 2.3 153 Thöni, Stuben, S. 151 f 154 Büchner, St. Christoph, S. 261 ff 155 Thöni, Stuben, S. 69 156 Thöni, Stuben, S. 141 157 Thöny, Arlbergbahn Lesebuch 158 Thöni, Stuben, S. 108 28


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