der Gemeinde Gamprin einfach die Anteilsrechte der drei Weiderechtsbesitzer an der Alpe Stuben zu übergeben. Damit wäre die Gemeinde Gamprin Miteigentümerin der gesamten Alpe Stuben mit einem Anteil von etwa 48 Prozent der Weiderechte geworden. Offensichtlich wurde von Anfang an eine Teilung der Alpe Stuben angestrebt, um eine unabhängige und eigenständige Führung der Alpen sicherzustellen und um das Vieh aus den verschiedenen Herkunftsländern nicht einer zusätzlichen Seuchengefahr auszusetzen. Wie sich herausstellte, war die Teilung der Alpen ein langwieriges Unterfangen, da sich 26 Weiderechtsbesitzer in zwei verschiedenen Interessengruppen vorerst einigen mussten. Da waren auf der einen Seite die drei Haupteigentümer mit 91 ¾ Weiderechten, die am Verkauf des Alpgebiets Rauz interessiert waren und auf der anderen Seite standen die 23 anderen Miteigentümer mit 99 ¾ Weiderechten, die sich um den Fortbestand der restlichen Alpe Stuben sorgten.179 Alle drei Haupteigentümer führten einen Gastbetrieb oder stammten aus einer Wirtefamilie. Sie waren von den wirtschaftlichen Folgen der Eröffnung der Arlbergeisenbahn betroffen. Lorenz Gantner war Viehhändler und führte das Gasthaus Bären in der Ortschaft Wald in der Gemeinde Dalaas. Er hatte im Jahre 1912 noch 20 Weiderechte der Alpe Stuben und Bergmähder nahe der Alpgebäude Rauz gekauft.180 Lorenz Gantner dürfte als bevollmächtigter Vertreter der Hauptbesitzer bei den Verhandlungen zum Abschluss des Vorvertrags auch die treibende Kraft auf der Seite der Verkäufer gewesen sein. Die Gastwirtfamilie Schuler führte in St. Anton neben dem Bahnhofrestaurant auch das Hotel Post. Karl Schuler war mit der Gastwirtfamilie Fritz aus Stuben verwandt und besass 32 ¾ Weiderechte an der Alpe Stuben. Durch den Bau des Hotels Post geriet die Familie Schuler in ernsthafte finanzielle Probleme, die für den Verkauf der Alpe Rauz ausschlaggebend gewesen sein dürften.181 So erhielt Karl Schuler bereits im Januar 1915 von der Gemeinde Gamprin ein Darlehen von 10 000 Kronen, zu dem er neben eigenen Liegenschaften auch seine 32 ¾ Weiderechte verpfändete. Die Erben der Gastwirtfamilie Fritz, deren Vorfahren das Gasthaus Post in Stuben führten, waren durch Todesfälle und den Wegzug der Kinder in eine schwierige Lage geraten.182 Der Erbengemeinschaft gehörten mehrere Familienmitglieder an, die sich nach dem Verlassen von Stuben in verschiedenen Gemeinden in Vorarlberg und in Tirol niedergelassen haben. Die Rechtsnachfolger der Familie Fritz besassen 39 Weiderechtsanteile an der Alpe Stuben. Die erbberechtigten Mitglieder der Familie Fritz einigten sich intern, die Anteile an der Alpe Stuben gemeinsam zu verkaufen. Zu den Erbberechtigten der Familie Fritz gehörte auch Robert Fritz aus Bings, Wirt des Gasthauses Sonne. Er verkaufte einerseits als Mitglied der Erbengemeinschaft sein Miteigentum an den Weiderechten und zusätzlich in einem gesonderten Vertrag seine im Eigenbesitz befindlichen Grundparzellen auf der Rauz.183 179 GAG, Teilungsurkunde der Alpe Stuben vom 8. Februar 1915 180 Thöni, Stuben, S. 112 sowie GAG, Teilungsurkunde der Alpe Stuben vom 8. Februar 1915 181 Thöni, Stuben, S. 112 182 Thöni, Stuben, S. 112 183 GAG, Kaufvertrag vom 18. August 1915 34
Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
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