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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

Vieh nicht mehr möglich gewesen wäre. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch, ob die Alpe Rauz verpachtet werden sollte. Das lehnten die Versammelten jedoch ab. Das Protokoll vom Juli 1988 über die Begehung durch die liechtensteinische Landesalpenkommission vermittelt einen Eindruck über den Zustand der Alpe Rauz.318 Wie bereits in einer Begehung des Jahres 1983 festgestellt wurde, waren die unteren Koppeln (Umzäunungen) vor allem mit dem Alpenkreuzkraut und dem weissen Germer überwachsen. Die Kommission schlug zur Unkrautbekämpfung ein frühzeitiges und intensives Mähen der Wiesen im Gebiet der Alpgebäude vor. Zudem wurde eine Sanierung des unteren Schuler Stalls als dringlich erachtet, da ein Teil der Rückwand durch den starken Schneedruck eingedrückt war und sich dadurch der Dachstuhl verschoben hatte. Zur wirtschaftlichen Nutzung wird von der Landesalpenkommission festgestellt, dass durch die Vermittlung und die Zupacht ehemaliger Heuwiesen im Untersäss (Rauzmähder) die durch den Ausbau des Parkplatzes der Sesselbahn verlorene Futterfläche kompensiert werden konnte und der ertragreiche Teil der Alpe nun auf der rechten Talseite bei den Rauzmähdern liegt.319 Das Obersäss (Valfagehr) auf etwa 2 000 m würde nicht in Koppeln unterteilt, da der Futterertrag auf dieser Höhe gering sei und nur ein Aufwuchs des Grases zu erwarten sei. Der Zustand der Alpe wurde insgesamt als befriedigend beurteilt. Zum Alpteil auf der linken Talseite (Schattenseite) stellt die Kommission fest, dass diese in den letzten Jahren stark mit Erlen zugewachsen war. Eine Rodung wurde zur damaligen Zeit als nicht mehr gerechtfertigt erachtet. Stattdessen wurde vorgeschlagen, durch intensives Weiden die noch bestehenden Weideflächen zu erhalten. Doch in den Achtziger- und Neunzigerjahren wurde es immer schwieriger, die volle Bestossung der Alpe Rauz sicherzustellen. Es wurde daher auch vermehrt Vieh aus den Nachbargemeinden und der Schweiz auf die Alpe aufgetrieben. So stammten im Jahre 1988 gut 60 Stück Vieh aus der Schweiz und 126 Stück aus Liechtenstein.320 Ab dem Jahre 1994 wurden zur Alpversammlung ausführliche Protokolle geführt, in denen die Alpungsbeiträge, die Alprechnung und aktuelle Themen zur Alpbewirtschaftung festgehalten sind.321 So erfahren wir aus dem Protokoll des Jahres 1994, dass bereits im Jahre 1988 ein Pflichttag festgelegt wurde, nach dem Viehbesitzer für acht Stück Vieh einen Arbeitstag auf der Alpe zu leisten hatten. In dieser Alpversammlung wurde der Stundensatz von 15 auf 20 Franken erhöht, mit der Begründung, dass ein Bauer künftig kräftiger zur Kassa gebeten werden soll, wenn er die Pflichttage nicht erfüllt. Zur Bestossung ist im Alpprotokoll vermerkt, dass bedeutend weniger Anmeldungen eingegangen sind, da die schweizerischen Ortsgemeinden ihre Bauern verpflichtet haben, ihr Vieh auf der Alpe jener Gemeinde zu sömmern, von der sie auch den Boden pachten.322 Von einer 318 LI LA, Protokoll vom 14. Juli 1988 319 LI LA, Protokoll vom 14. Juli 1988 320 LI LA, Protokoll vom 14. Juli 1988 321 GAG, Protokoll der Alpversammlung vom 15. März 1994 322 GAG, Protokoll der Alpversammlung vom 15. März 1994 61


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