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Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz

100 Jahre Alpe Rauz 77 derten Formulare. Bei der Anmeldung des Viehs unterstützte uns früher das Gemeindeamt Klösterle. Inzwischen erfolgen die Meldungen an die verschiedenen » Behörden elektronisch durch den Alpmeister. Generell ist zu sagen, dass die Zusammenarbeit mit allen Alpmeistern gut funktioniert. Zur Frage, weshalb eine gesonderte Alp- und Gemeinderechnung für die Alpe Rauz geführt werden, antwortet Reinhard Müssner: Ich finde das richtig, weil damit die Rechnung zum Alpbetrieb klar abgegrenzt und abgeschlossen werden kann. Der festgelegte Beitrag von 2 000 Franken, der von der Alprechnung an die Gemeinderechnung überwiesen wird, stellt sozusagen den Pachtbeitrag der Bauern für die Alpe Rauz dar. Die Reserven, die sich in der Alpkasse gebildet haben, sollen für ausserordentliche Aufwendungen im Alpbetrieb verfügbar sein. Im Gesamten sollte die laufende Gemeinderechnung für die Alpe Rauz ausgeglichen ausfallen. Die Investitions- und Amortisationskosten scheinen allerdings nicht in der laufenden Rechnung der Alpe Rauz auf, diese werden von der Gemeinde Gamprin getragen. Die Arbeit, die wir selber in der Gemeindeverwaltung für die Alpe Rauz leisten, wird nicht verrechnet. Georg Oehri (1960) ist seit dem Jahre 2009 Alpmeister der Alpe Rauz. Er hat schon als Bub im Betrieb seines Vaters mitgeholfen und sich früh entschieden, Bauer zu werden. Er führt heute einen Betrieb, in dem zur Hälfte Milch- und Viehwirtschaft zum anderen Teil Acker- und Gemüsebau betrieben werden. Da sein Vater Franz Oehri ebenfalls Alpmeister war, ist sein Interesse an der Rauz früh geweckt worden und eine persönliche Bindung zur Alpe entstanden. Ich war bereits im Alpvorstand, als ich im Jahre 2009 die Nachfolge von Martin Kind als Alpmeister übernahm. Schwierigkeiten gab es damals vor allem mit der Bestossung, da nur noch wenige Bauern von Gamprin auf der Alpe Rauz mitmachten. Zudem nahmen die administrativen Aufgaben des Alpmeisters immer mehr Zeit in Anspruch. Es ist nämlich nur Wenigen bekannt, dass der Alpmeister während der Sömmerung des Viehs im Ausland als Besitzer des Viehs für allfällige Ereignisse und Schäden die alleinige Verantwortung trägt. Ich habe zwar die mündliche Zusage der Gemeinde, dass sie für Schäden Zeitzeugen berichten aufkommt, doch bei Unfällen oder Seuchen muss ich als Alpmeister als Erster gerade stehen. Zu den baulichen Eingriffen in die Alplandschaft meint Georg Oehri: Der Skitourismus nimmt heute auf der Alpe Rauz einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert ein. Aus Sicht der Alpwirtschaft betrachtet, finde ich es schade, dass solche Skiliftanlagen gebaut und Geländeveränderungen für die Skipisten vorgenommen wurden. Vor allem auf Pisten mit Schneekanonen bleibt der Schnee im Frühjahr etwa zwei Wochen länger liegen, sodass das Gras erst verspätet wächst. Die Alpe Rauz zieht keinen Nutzen aus dem Skitourismus und muss den alpwirtschaftlichen Schaden selber tragen. Es ist so wie bei einem Baum, dem man Stück für Stück Rinde wegreisst. Diese Situation hat sich ergeben, weil die Gemeindeverwaltung Bauprojekte und Verträge mit der Skiliftgesellschaft teils über die Köpfe der Bauern hinweg beschlossen hat. Es wäre gut, wenn die Bauern in die Vorentscheidungen mit einbezogen würden und nicht im Nachhinein informiert oder vor Ort vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Ein aktuelles Beispiel ist gerade das Projekt zur Anlegung einer Deponie beim Steinbruch Rauzboden, über das wir bei der Alpversammlung zwar informiert wurden, aber über die Vertragsbedingungen und Bewilligung nicht mitentscheiden konnten. Bei solchen Eingriffen in die Alplandschaft und die Weideflächen und den vielen neu erstellten Bauten auf der Alpe Rauz wird es für die Alpmeister immer schwieriger, eine gute Hirtschaft zu finden. Im Vergleich zu früher sieht er sich, vom heutigen bürokratischen Aufwand abgesehen, vor die gleichen Aufgaben wie sein Vater als Alpmeister gestellt. Es geht vor allem darum, die ausreichende Bestossung der Alpe, die Anmeldung des Viehs bei den Behörden, den Auf- und Abtrieb, die Abwicklung der Veterinärkontrollen beim Zoll, die Anstellung des Hirten und die Führung des Alpbetriebs sicherzustellen. Wir müssen berücksichtigen, dass unsere Alpe über der Grenze liegt, und wir deshalb auf die verschiedenen Interessen und teils unterschiedlichen Rechtssituationen Rücksicht zu nehmen und einen grösseren administrativen Aufwand zu tragen haben. Wenn wir unsere Sache korrekt machen, haben wir auch künftig mit den Behörden keine Probleme.


Broschuere 100 Jahre Alpe Rauz
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