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Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz

erschien mir dann so richtig grau in grau. Langweilig wurde es für mich manchmal, wenn mein Vater mit anderen Leuten auf der Rauz oder in Klösterle verhandelt hat und ich draussen alleine auf ihn warten musste. Aufgefallen ist mir, dass mein Vater als Bauer und Nutzer eine gute Beziehung zur Alpe hatte. Als Vorsteher kam er mit den Leuten gut aus und er ist in den Gesprächen respektvoll mit ihnen umgegangen. Er hatte schon damals viele Verhandlungen mit Sachverständigen und Ingenieuren zu führen, denen gegenüber auch eine gewisse Ehrfurcht bestand. Während meiner Ausbildungs- und Jugendzeit war ich dann noch mit den Vereinen bei einer Kreuzeinweihung und anderen Festanlässen auf der Alpe Rauz beteiligt. Gute Erinnerungen habe ich noch an das Musikfest, das in Klösterle stattfand. Als ich Vorsteher wurde, musste ich mich als erstes um die Arlbergstrasse beim Posteck kümmern. Die Strasse war an dieser Stelle abgerutscht und ich wurde wegen einer Bodenablösung zur Neuverlegung der Strasse angefragt. Meine spontane Antwort am Telefon war: ‚Jetzt gibt es keinen Boden‘. Als ich dann nach Klösterle kam, stand bereits in den Vorarlberger Nachrichten: ‚Neuer Bürgermeister blockiert Strassenbau‘. Von dem allem habe ich nichts gewusst und so musste ich zuerst mit dem Bürgermeister von Klösterle, Erich Brunner, das Eis brechen, damit man auch in einem guten Klima die Themen angehen konnte. Gegenüber der Skiliftgesellschaft kamen in den vergangenen Jahren die vertraglichen Verpflichtungen zum Tragen, die wir im Sinne der Vertragstreue zu erfüllen hatten. Die Verhandlungen verliefen durchwegs in einer freundlichen Atmosphäre und die Fremdenverkehrsgesellschaft hat in ihren begründeten Ansprüchen auch auf unsere Interessen Rücksicht genommen. Während meines Amtes musste ich feststellen, dass die Skiliftgesellschaften immer wieder mit neuen Ansprüchen auf uns zukamen und uns keine andere Möglichkeit blieb, als Hand zu bieten. Aufgrund der früheren Tauschverträge stand der Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft das Recht zu, für ihre Anlagen von uns Boden zu beanspruchen. Ich musste diese Situation vorerst verstehen und akzeptieren lernen. Zudem hatten sie immer wieder neue Wünsche, um auf ihren Skipisten Engpässe zu entschärfen und zu planieren, wozu wir auch klare Bedingungen gestellt haben. Uns wurde mit der Zeit auch bewusst, wie schwierig und langwierig es ist, in dieser Höhenlage den ursprünglichen Pflanzenbewuchs wieder herzustellen. Es wurde seitens der Skiliftgesellschaften wiederholt versucht, die planierten Skipisten zu begrünen, was kurzfristig auch gelang, doch durch die Erosionen meist wieder zunichte gemacht wurde. Auch mit den neuesten Methoden ist es bislang nicht gelungen, eine befriedigende Regeneration der Naturlandschaft zu erreichen. Schwierigkeiten bereitet uns die Distanz zur Alpe Rauz, da wir seitens der Gemeinde bei den baulichen Massnahmen nicht immer dabei sein und eingreifen können. Dazu ist auch das Verständnis der Skiliftgesellschaft erforderlich, dass der Skitourismus nur in einer Symbiose mit einer funktionierenden Alpwirtschaft nachhaltigen Bestand hat. 146


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