Der Bau des Speichersees bei der Bergstation der Valfagehrbahn war für unsere Gemeinde auch der Anlass, die Verpflichtungen aus den alten Verträgen zu einem Abschluss zu bringen. In Verbindung mit diesen Baumassnahmen hat uns die Fremdenverkehrsgesellschaft informiert, dass neben dem Speichersee auch noch der Bau eines Skilifts auf die Albona, der Brunnenkopfbahn, und eines Verbindungslifts zum Skigebiet Zürs geplant sind, wozu zwei kompakte Talstationen bei der Alpe Rauz errichtet werden sollen. Wir haben mit der Skiliftgesellschaft vereinbart, dass mit den restlichen Bodenauslösungen für die Seilbahnen, ein Schlussstrich unter die früheren Tauschverträge gezogen wird. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass das Skigebiet Rauz erschlossen ist und keine weiteren künstlichen Eingriffe in die Alp- und Naturlandschaft mehr erfolgen. Bei den Verhandlungen mit dem Land Vorarlberg oder dem Österreichischen Staat kommen andere Auffassungen zum Privateigentum und die besonderen öffentlich-rechtlichen Machtverhältnisse zum Tragen. Wenn es beispielsweise um den Ausbau des Strassennetzes über den Arlberg geht, wird zwar freundlich über eine Bodenauslösung informiert, dabei aber auch klargestellt, dass es hier um einen vorrangigen öffentlichen Zweck geht und die erforderliche Bodenfläche umgehend enteignet werden kann, wenn es zu keiner Einigung kommt. Deshalb müssen wir als liechtensteinische Gemeinde auch Hand bieten. Schmerzhaft ist dies dort, wo Weideland verloren geht. Uns ist diese Situation bewusst und wir haben es diesbezüglich nicht zum Konflikt kommen lassen und auch keine Rechtsmittel ergriffen. In den vergangenen Jahren hatte sich die Gemeinde Gamprin mit einer Vielzahl von Geschäften und Verträgen auf der Alpe Rauz zu befassen. So muss sich der Gemeinderat phasenweise bei jeder Sitzung mit der Alpe Rauz beschäftigen und auch die Gemeindeverwaltung ist durch die laufenden Abklärungen und Fahrten zur Alpe Rauz beträchtlich beansprucht. Nicht zu unterschätzen sind die Ortsaugenscheine und Verhandlungen, die mit Experten und höheren Beamten in Österreich auf der Alpe Rauz zu führen sind. Zusammen mit der Alpe Rauz kann unsere Gemeinde als Berggemeinde mit denselben Aufgaben für das Alpgebiet betrachtet werden. Die Alpe Rauz ist vom Aufwand her gesehen wie eine zweite, kleine Gemeinde zu führen und zu verwalten. Leider erhalten wir aus dem Finanzausgleich des Landes keine entsprechende Unterstützung dafür.“ Auf die heutige Situation der Alpbestossung und -bewirtschaftung angesprochen, führt der Vorsteher weiter aus: „Früher waren mit den 63 Haushalten mit ihren Landwirtschaftsbetrieben eine Gemeinde- und eine Alpversammlung deckungsgleich. Damals war man froh, wenn man das Vieh auf der Alpe Rauz sömmern konnte. Die Situation hat sich heute umgekehrt, wir haben nur noch fünf Bauern in Gamprin, von denen zwei Betriebe ihr Jungvieh auf die Alpe Rauz bringen. Die ausreichende Bestossung der Alpe ist ein Problem und wir haben in den letzten Jahren nach Möglichkeiten gesucht, diese weiterhin zu gewährleisten. So wurden alle Pächter von Gemeindeboden verpflichtet, auf der Alpe Rauz Fronarbeit zu leisten oder für die entsprechenden Tage einen Beitrag zu zahlen. Andererseits hat die Gemeinde die Alpkostenbeiträge auf Antrag der Bauern gesenkt. Die Rechnung ist aufgegangen und die Bestossung hat sich in den vergangenen Jahren auf dem angestrebten Niveau stabilisiert. 147
Dokumentation 100 Jahre Alpe Rauz
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